PRESSEMITTEILUNG der Bürgerinitiative für ein Potsdam ohne Garnisonkirche


Wir dokumentieren:

Potsdam, den 24.03.2019

Rewe-Garnisonkirchenschokolade veranschaulicht die Unglaubwürdigkeit der Stiftung Garnisonkirche

An der Kontroverse um die Garnisonkirchenschokolade des Rewe-Markts an der Breiten Straße offenbart sich das Dilemma der Stiftung Garnisonkirche.


Da sich deutsche Kriegsschuld wie ein roter Faden durch die komplette Geschichte der Garnisonkirche zieht, schon lange vor dem Tag von Potsdam, ist die Notwendigkeit einer angemessenen Gedenkstätte nicht von der Hand zu weisen. Aber Gedenkstätten, die uns unsere blutige Geschichte mahnend vor Augen führen, sind eine ernste Angelegenheit und eignen sich nicht als Souvenirmotive für Postkarten, Schokoladentafeln und Schlüsselanhänger. Im Besucherzentrum von Auschwitz gibt es keine „Arbeit macht frei“-Kühlschrankmagneten.

Die Stiftung und ihre Unterstützer*innen wollen aber in erster Linie ein Postkartenmotiv. Sie wollen den TURM. Solange die Stiftung an der äußeren Form inklusive dem Namen der Garnisonkirche festhält und der Gestalt der Kirche dermaßen huldigt, entlarvt sie ihr „Nutzungskonzept“ als das, was es ist: Ein Mittel zum Zweck, eine Marketingstrategie, um Spender*innen zu gewinnen und Anträge für öffentliche Förderung zu stellen. Geschichtliche Aufarbeitung wird beschworen, um den Bau zu legitimieren. Bis heute lieferte die Stiftung aber weder ein durchdachtes, ausfinanziertes Konzept noch ein stichhaltiges Argument dafür, dass ein „Versöhnungszentrum“ eine millionenschwere historisierende Fassade braucht.

Mit der permanenten Romantisierung und Verklärung der Garnisonkirche straft die Stiftung ihr Motto „Geschichte erinnern, Verantwortung lernen, Versöhnung leben“ Lügen. Eine positiv besetzte touristische Vermarktung ist Teil des Finanzierungskonzepts, beschneidet aber die versprochene Aufarbeitung erheblich, da sich zu viele finsteren Abgründe auftun würden. Wenn die Stiftung es mit der Geschichte und der Verantwortung ernst meinen würde, also eine echte Gedenkstätte errichten würde, wäre diese ikonische Verehrung des Gebäudes, einschließlich dem Turmbau an sich, undenkbar.

Unsere Kritik an seiner Schokolade stieß bei Siegfried Grube, dem Betreiber des genannten Rewe-Markts, auf Unverständnis und Empörung: Er lasse sich nicht „in die rechte Ecke stellen.“ Wenn Menschen diesen Satz äußern, haben sie sich meist längst ganz von alleine dorthin gestellt, manchmal ohne es zu merken. Die Garnisonkirche symbolisiert für Potsdam quasi das Hauptquartier der rechten Ecke. Dass die Wiederaufbauer*innen und ihre Unterstützer*innen sich dieser historischen Wahrheit partout nicht stellen wollen, da so ein Zugeständnis ihr Projekt gefährden würde, ist genau das Problem dieser privatisierten Gedenkkultur.

Die Potsdamer Bevölkerung sowie die gesamte Gesellschaft in Deutschland darf sich diese durchschaubare Zweigleisigkeit nicht länger gefallen lassen. Es wird Zeit, dass Personen des öffentlichen Lebens bis hin zum Bundespräsidenten diesen eklatanten Interessenskonflikt der SGP als solchen anerkennen und sich von dem Projekt distanzieren. Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert hat bereits damit begonnen, indem er seinen Sitz im Stiftungskuratorium ab sofort ruhen lässt. Er muss aber noch viel weiter gehen, indem er endlich den Beschluss der Stadtverordnetenversammlung umsetzt, alle rechtlichen Mittel zur Auflösung der Stiftung einzusetzen, und die Potsdamerinnen und Potsdamern an der Gestaltung dieses bedeutsamen Ortes beteiligt.

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Ein Kommentar

  1. Steine sind unschuldig. Schuldig sind nur Menschen. Ulbricht wollte den Städten seines Machtbereichs mit viel Dynamit Ihre historisch gewachsene Identität rauben. Dass ihm das in Potsdam (Stichwort Stadtschloss und Garnisonkirche) doch nicht gelungen ist, ist ein großer Glücksfall der Geschichte.

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