Die Stadt ist kein Museum

Kommentar eines „Unbelehrbaren“, der nicht in die Euphorie für die Pläne auf den Brauhausberg einstimmen kann.

Da ist sie also – „DIE Lösung“.

Hasso Plattner kauft das Gelände am Brauhausberg und erhält das „Minsk“

Jetzt überschlagen sie sich wieder – in PNN und MAZ, in Politik und Verwaltung. Die Euphorie kennt keine Parteien mehr, keine eigenen Werte, nur noch Zustimmung und Lobhudelei.

Von mir nicht.

Wo kommt das eigentlich her in Potsdam, dieses kriecherische, völlig unkritische „auf die Knie fallen“, wann immer irgendein Millionär oder gar Milliardär sein Geld in der Stadt anlegen und zeigen möchte?
Egal, ob sie Jauch, Döpfner oder Plattner heißen, sie bauen sich ihre Denkmäler in der Stadt und alle sind selig.

Ich nicht.

Ich will keine Stadt als Museum, egal ob dort DDR – Kunst oder Biedermeier gezeigt wird.
Ich will keine Stadt, die vom Wohlwollen reicher Mäzene abhängig ist.
Mir ist es egal, ob die bekannten oder unbekannten Investoren ihre Milliarden mit Software oder im Erdölgeschäft gemacht haben.
Mir reichen die vielen Kulissen in der Innenstadt, die Fassaden nur für TouristInnen oder unbekannte IT – Firmen.

Seit Jahren verkauft sich die Stadt auf diese Art und Weise.

Wann immer nicht genug Geld für eine gewünschte Stadtentwicklung zusammenkommt, wird heimlich ein Deal mit irgendeinem Superreichen eingefädelt – so beim Stadtschloss, so in der sogenannten „Neuen Mitte“, jetzt auf dem Brauhausberg.
Dafür schenkt die Stadt dann auch mal ihre Flächen kostenlos oder billig – so das Grundstück für den Wiederaufbau der Garnisonkirche oder in der Speicherstadt.

Meine Stadt ist für alle.

Sie hat eine lebendige Innenstadt mit bezahlbarem Wohnraum und Kultur für alle, mit offenen Räumen für Jugendliche und Kreative.
Sie investiert in Gemeinschaftsprojekte, in nichtkommerzielle Konzepte, in alternative Lebensträume genauso viel wie in private Kulissen.

Aber genau dies geschieht eben nicht.

Die Kreativen im Rechenzentrum erleben den Verdrängungsprozess gerade hautnah, werden als Statisten von der Stadt ausgenutzt und belehrt, dass sich ihre Kunst ja auch rechnen muss.
Wenn die MieterInnen auf dem Brauhausberg, in der Wichgrafstraße in Babelsberg oder StudentInnen, die nach bezahlbarem Wohnraum suchen nur ein Minimum des Engagements, der öffentlichen Unterstützung aus Politik und Verwaltung bekommen würden, die es für unsere Superreichen gibt – gäbe es dafür längst Lösungen.

Aber so etwas stört nur in unserem „schönen“ Potsdam.

Nun also wieder Hasso Plattner.

Und auch die Beteiligung von Klaas Vollbrecht mit seiner Firma Asenticon ist eigentlich keine Nachricht, die man so einfach übersehen sollte. Immerhin ist dies damit das gleiche Firmengeflecht, was schon in der Speicherstadt gebaut hat – vor allem durch die Verbindungen zur umstrittenen Groth – Firmengruppe, in der Speicherstadt Nord neu bauen wird und auch in Bornstedt und am Jungfernsee engagiert ist. Zusammen hätten wir dann bald die Plattner – City.

Gefällt mir nicht.

Das ist nicht meine Stadt.

Meine Stadt soll kein Museum werden.

Holger Zschoge

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Ein Kommentar

  1. Hallo, Holger,
    danke, ein Beitrag der sehr berührt, weil er wahr ist !

    Letztlich ist die Minsk-Lösung ein Vorgang der für dieses System normal ist, das zu erkennen soll uns aber nicht davon abhalten uns offen für die Potsdamer ,, Normalbürger ,, einzusetzen.
    Ich hoffe wir können immer offen sagen, was wir denken.
    Inge

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