Notre-Dame und Potsdam

potsdam for future_31.03.2019

Am 15.04.2019 brennt durch Unachtsamkeit ein Wahrzeichen der Metropole Paris, der Grand Nation. Der Staatspräsident Macron möchte die Kathedrale Notre-Dame binnen fünf Jahren wieder aufbauen. Er spricht davon, dass wir „besser werden als wir sind“, wenn wir dies tun. Ganz Europa stimmt in den Chor ein. Der Brand dieser Kathedrale ist eine Katastrophe. Das Medieninteresse ist gigantisch und verdrängt die real existierenden Probleme dieses Globus. Zum Glück ist bald wieder Freitag und ein paar Kids werden uns wieder zeigen, worum es wirklich gehen sollte.

Eine Sprecherin der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) in Genf sagte, „Idai habe im Küstenbereich eine Sturmflut von 3 bis 4 Metern Höhe ausgelöst. Sollten sich die Opferzahlen bewahrheiten, sei vom bislang schlimmsten Zyklon der südlichen Hemisphäre auszugehen.“ Es gab mehr als 1000 Todesopfer. Durch den Zyklons und die heftigen Überschwemmungen sind allein in Mosambik ca. 400.000 Menschen obdachlos geworden. Da ist nicht nur ein Dachstuhl abgebrannt! Ganze Landstriche stehen unter Wasser. Nach UN-Angaben sind 1,7 Millionen Menschen stark oder extrem betroffen. Seit dem Wochenende wird auf die Seuchengefahr in dem Krisengebiet hingewiesen. Besonders problematisch sind derzeit Cholera und andere Durchfall-Erkrankungen.

Das alles ist keine vier Wochen her. In Mosambik und Simbabwe fehlt es an allem, an Helfern und Hilfsgütern. Einer der Ursachen ist der Zyklon Iadi. Dieser wiederum lässt sich in seiner Wucht nur durch den Klimawandel erklären. Und dieser nur durch die Industrieländer des Nordens. Dazu gehören auch Frankreich und Deutschland.

Es brennt in Paris eine Sehenswürdigkeit (ok, ein Stück Weltkulturerbe) und es dauert keine 24 Stunden und die reichsten Männer der Stadt überbieten sich im Spenden. 600 Mio. € wurden schon versprochen. Allein die Milliardärsfamilien Pinault und Arnault wollen 300 Mio. Euro spenden und stellen sogar ihre Firmenteams für Kreativität, Architektur und Finanzen beim Wiederaufbau zur Verfügung. Die beiden Milliardäre Arnault (Vermögen lt. Forbes: 76 Mrd. US-Dollar, Platz vier der Welt) und Pinault („nur“ 26 Mrd. Euro) sind letztlich auch als Kunstliebhaber und Mäzene bekannt, vermelden zahlreiche Zeitungen. Ehrt sie das?

Wenn also Pinault und Arnault gemeinsam 300 Mio. Euro spenden, sind das 0,3 Prozent ihres Vermögens. Auf 50.000 € Vermögen sind das 150,- € Spende. Ist das viel oder wenig? Egal. Die Frage ist: Wieviel haben diese Milliardäre für Mosambik oder Simbabwe gespendet? Oder entspricht dies nicht der Firmenphilosophie von Louis Vuitton, Moet & Chandon, Hennessy oder Gucci, Brioni und Saint Laurent (alles Marken, mit denen sie ihr Geld verdienen)? Sicherlich sind das keine Marken, die vornehmlich auf dem südostafrikanischem Markt verkauft werden.

Ist Kunst sammeln und ausstellen längst nicht auch ein Geschäft geworden. Das kennen wir doch von Plattner mit seinem Museum in 1a-Lage und demnächst auch an einem 1b-Platz. Plattner liegt übrigens mit 13,5 Mrd. US-Dollar auf Platz 7 der „reichsten Deutschen“.

Und somit sind wir wieder in Potsdam. Alte Männer kaufen sich ein in die Städte, in denen sie leben. Die einen mit zahlreichen Häusern entlang der Brandenburger Straße, dem Alten Markt, einer Schlosskopie oder einer Turmkulisse, andere in eine Kathedrale. Ihre Spenden dienen nicht der Allgemeinheit, sondern der Steuerabschreibung und der eigenen Darstellung, der Selbstdarstellung! Es ist der Wunsch nach Anerkennung in einer Welt des Scheins und des Luxus, sowie der Fremdheit gegenüber den wirklichen Problemen der Menschheit. Mäzene kaufen sich die Stadt über ihre Symbole. Wäre sie wirklich am Gemeinwohl interessiert, würde ihr Geld in Afrika oder einem anderen Notstandsgebiet landen. Und sie würden nicht darüber reden. Sie blenden aus, dass ihr wirtschaftlicher Erfolg auf dem Rücken derer aufgebaut ist, die heute Not leiden. Reichtum ist nur durch Ausbeutung von Menschen und Umwelt möglich! Beim Reichtum ist es wie beim Klimawandel. Der kleinere Teil der Weltgemeinschaft besitzt den Großteil der Vermögen. Der kleinere Teil der Weltbevölkerung verursacht die Klimagase, die den größeren Teil der Weltbevölkerung in Not geraten lässt.

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Ein Kommentar

  1. In diesem Kontext wäre sicherlich interessant zu wissen wie viel die Mosambikanischen Millionäre (Leute wie Guebuza, Chang und Dutzend andere) für die Opfer von Idai gespendet haben

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