Christen brauchen keine Garnisonkirche!

Niemand hat die Absicht eine Garnisonkirche zu errichten

„Christen brauchen keine Garnisonkirche“ war das Thema der Aktivitäten der Martin-Niemöller-Stiftung und ihrer Resolution für den 37. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dortmund. Und das kam an! Selbst Vertreterinnen der Nagelkreuzgemeinschaft haben sich gegen die Baukopie des preußischen Vorbilds ausgesprochen.

Die Resolution der kirchennahen Martin-Niemöller-Stiftung weist darauf hin, dass die Garnisonkirche Potsdam DER Symbolbau des Militarismus in Deutschland ist und angesichts eines erstarkenden Rechtspopulismus die „Wiedergewinnung“ genau das falsche Zeichen ist. Die Stiftung fordert die Offenlegung der Spender*innen und keine weitere Finanzierung des Turmbaus durch Kirche und Staat.

Und wie reagiert darauf die Stiftung Garnisonkirche (SGP)? Sie schreibt einen Brief an den Kirchentag und behauptet: „Der Titel der Resolution ist irreführend. Die Christenmenschen und Demokraten, die sich für die Wiedergewinnung des Turms der ehemaligen Garnisonkirche … engagieren, wollen keine „Garnisonkirche“ errichten …“. WIE BITTE? Wie soll sie denn sonst heißen? Wieso heißt sie nicht Heilig-Kreuz-Kirche, so wie die Kirche nach dem Krieg hieß? Wieso heißt sie nicht Nagelkreuzkirche und wieso ziert nicht das Nagelkreuz die Turmspitze sondern die preußischen und kriegsverherrlichenden Insignien? Wie verquer will die Stiftung Garnisonkirche denn noch argumentieren?

Zur völligen eigenen Überhöhung setzte die SGP an, als sie den Wiederaufbau der Garnisonkirche und deren inhaltliche und symbolische Wandelbarkeit mit dem Kreuz Jesu Christi gleichsetzt. „Zudem wissen wir, dass im Zentrum unseres Glaubens ein Zeichen steht, das ursprünglich als Folterinstrument der römischen Herrschaftsausübung galt und gleichwohl zum Kernsymbol des Christentums wurde. Dabei hat sich der Bedeutungsgehalt des Zeichens vehement geändert.“

Andererseits gibt es schon Parallelen. Die meint die SGP aber nicht. Das Kreuz ist ein Zeichen der Verfolgung, der Opfer und der Opferung. Die Stiftung Garnisonkirche sieht sich ja auch gern als Opfer. Und das Kreuz steht für über 1000 Jahre Krieg im Namen des Herrn oder mit dessen Segen. Von den Kreuzzügen bis zur Seelsorge in der Bundeswehr. Und an vielen dieser Kriege waren die Soldaten der Garnisonkirche beteiligt. Von Bischof Huber stammte der Vorschlag, den toten Soldat*innen der Bundeswehr, welche im Ausland ums Leben kommen, in der Garnisonkirche die letzte Ehre zu erweisen.

Zurück zum Kirchentag. Es war ein Erlebnis. Viele hundert Menschen im Gespräch zum Pro und Contra Wiederaufbau Garnisonkirche Potsdam. Und fast alle unterschrieben die Resolution oder äußerten sich lobend über die Aufklärung zum Projekt. Viele unterschrieben, weil es in ihren Augen ein Symbol des preußischen Militarismus ist. Andere, weil diese Kirche nicht ohne Grund zur Geburtsstätte des Dritten Reiches und zum Contrapunkt der Weimarer Republik wurde. Andere unterschrieben, weil für den Prestigebau das Kunst- und Kreativhaus Rechenzentrum weichen soll und damit auch wieder Zerstörung von Geschichte einhergeht und keine Wiedergutmachung oder Versöhnung möglich ist. Gründe zum Unterschreiben gab es genügend.

Neue Kontakte im Kampf gegen den Wiederaufbau gab es auch – bundesweit. Neue Zweifler an der Redlichkeit der SGP und ihrem Bauvorhaben ebenfalls. Dies ging von Synodenmitgliedern, Politikern*innen bis hin zur Nagelkreuzgemeinschaft. Es ging bis zum Misstrauen.

Das Motto des Kirchentages war übrigens: Was für ein Vertrauen.

image_pdfRunterladen als PDF

Ein Kommentar

  1. Kurz und knapp: Für mich zeigt sich die ganze Problematik Garnisonkirche als eine mit Macht und Geld verbundene Aktion, die allein durch die wohl bewussten fake news über die “Bibelzerreißung“ NACH Ende des Gottesdienstes am 29.10.2017 nicht wahrhaft christlich erscheint und mit Jesu Vorbild nix zu tun hat. Jeder wahre Christ, auch und gerade Bischof Huber etc. müßte eine Bibelseite von Abreiß-Kalenderblättern, die ich selbst nach Abschluß dieser Veranstaltung herab fallen ließ (zum Nachdenken!) unterscheiden können… anstatt in den Medien (u.a. Christ und Welt) noch ein halbes Jahr später die inzwischen als Falschdarstellung aufgeklärte Tatsache zu wiederholen.
    Wo bleibt denn die wahre Versöhnung und mit wem…???

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert