Preußens Gloria und geheime Verhandlungen mit Frau Grütters

Die Hohenzollern erhalten ein unentgeltliches Wohnrecht im Schloss Cecilienhof

So zumindest die Wunschvorstellung von Georg Friedrich Prinz von Preußen. Entweder sind die Hohenzollern, die seit 2018 in Potsdam wohnen, pleite und sich zu fein ordentlich Wohngeld zu beantragen, oder sie sind völlig weltfremd. 100 Jahre nach Kriegsende (ein Krieg den Friedrich Wilhelm Viktor Albert von Preußen, der letzte deutsche Kaiser und Ururopa des Prinzen, begonnen hat), kommen sie wieder aus ihren Löchern gekrochen. Kein Wunder, da die Gesellschaft sich seit Jahrzehnten weigert, die eigene Geschichte aufzuarbeiten und mittlerweile immer weiter nach rechts abdriftet.

Was die Hohenzollern insgesamt alles wollen, steht diesmal doch in PNN und MAZ: 

https://www.pnn.de/potsdam/geheime-verhandlungen-hohenzollern-wollen-zurueck-ins-schloss-cecilienhof/24587398.html

https://www.maz-online.de/Brandenburg/Hohenzollern-fordern-Tausende-Kunstwerke-zurueck-und-wollen-ins-Schloss-Cecilienhof-ziehen

Seit über 20 Jahren fordern die Hohenzollern ihren zu Recht verlorenen Besitz zurück. Doch wen wundert es wirklich? Preußen ist en vogue. Immerhin spielen die deutschen Fußballnationalmannschaften noch heute in den Farben Preußens. Der deutsche Ruderverband lässt seine Sportler*innen soger in schwarzer Hose, weißem Hemd und rotem Brustring starten. Die Farben des Reiches, des Ersten Reiches wie des 3. Reiches. Echte Traditionspflege halt.

Aber auch öffentliche Stellen machten den Kniefall vor den Preußen. Gerade hier in Potsdam, der ehemaligen Residenz- und Garnisonsstadt. Zum Beispiel bei der Hochzeit des Prinzen 2011 und bei der Überführung der Särge der alten Könige im Jahr 1991. Für die Hochzeit der Preußen wurden durch den SPD-OB Jakobs die Schlossanlagen geöffnet und gleichzeitig für die Bevölkerung gesperrt. Die Ehepaare Stolpe und Platzeck waren geladen und feierten mit.

Bei Friedrich II und dem Soldatenkönig machten Gramlich und Stolpe (beide Sozialdemokarten) den Hofknicks. Darüber hinaus lies der Bundeskanzler Kohl (angeblich als Privatmann anwesend) sogar die Bundeswehr aufmarschieren. „Freiwillige“ Totenwache durch Heer, Marine und Luftwaffe für tote Könige? Die Könige eines Staatsgebildes, welche durch das Vier-Mächte-Abkommen aufzulösen war. Die Stadt quoll im August’91 über mit Burschenschaften, schwarz-weiß-roten und schwarz-weißen Fahnen, Jubelvolk aus Ost und West und vor allem alten, sehr alten Männern mit Krückstock und Frack.

Die Bundeswehr – allen voran das Wachregiment beim Bundespräsidenten Steinmeier, sieht sich ebenfalls in der Tradition der Preußens, dessen Armee und der Wehrmacht. Das Wachbataillon exerziert als einziger Verband der Bundeswehr die Gewehrgriffe des alten preußischen Exerzierreglements, das in seinen Grundzügen noch aus der Zeit Friedrichs II. von Preußen stammt und bis 1945 allgemein in den deutschen Streitkräften (Reichswehr und Wehrmacht) verwendet wurde. Genau genommen führt das Wachbataillon seine Tradition über das 9. Infanterie-Regiment der Reichswehr sowie das 1. Garde-Regiment zu Fuß der preußischen Armee bis ins Jahr 1675 zu den „Langen Kerls“ zurück.

Wen wundert es, wenn die Sozialdemokraten Stolpe, Platzeck, Jakobs und Steinmeier den Wiederaufbau des preußischen Symbols für Militarismus, Nationalismus und die Verflechtung von Krone mit Altar befürworten (und Frau Grütters von der CDU diesen finanziert).Der Aufbau einer Garnisonkirche passt doch perfekt ins gesamte Geschehen. Potsdam-Disneyland hätte dann nicht nur ein rosa Schloss mit Museumsmarkt, sondern ein echtes Prinzenpaar in einem echten Schloss! Schööön.

Und alle könnten sich an einem Drei-Kirchen-Blick satt sehen, und in den Erinnerungen der letzten Jahrhunderte schwelgen. Sie könnten dann auch bald im Stadtkanal baden oder um Diesen flanieren. Und im Lustgarten könnten dann die Langen Kerls jeden Sonntag aufmarschieren und dem alten Exerzierplatz Ehre bereiten.

Alle zusammen, Politik, Kirche und Krone könnten sich dann wieder völlig abwenden. Nicht nur vom Volk, sondern auch von den wirklichen Fragen der modernen Gesellschaft und ihrer demokratischen Grundordnung. Dies war eh nur ein Fliegenschiss in der Geschichte der 1000jährigen Stadt.

 

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