Entlarvendes PR-Manöver von Mitteschön

PRESSEMITTEILUNG der Bürgerinitiative für ein Potsdam ohne Garnisonkirche

Am Mittwoch hat die Initiative Mitteschön ihre Vision für das Kirchenschiff der Garnisonkirche präsentiert. Inhaltlich gab es dabei keine Überraschungen: Die Barockfans bestehen auf der historischen Gestalt und versuchen diese mit realitätsfernen, überambitionierten Nutzungsideen zu rechtfertigen. Über Finanzierung wird gar nicht erst gesprochen – irgendeine öffentliche Kasse wird sich dafür schon finden. Mit dem Turm klappt es ja bisher auch.

Die Pressearbeit von Mitteschön deckt die Mentalität auf, von der dieses Wiederaufbauprojekt in Wirklichkeit geprägt ist. Mitteschön steht exemplarisch für das Zielpublikum der Garnisonkirchenkopie.

Mitteschön befürchtet, ein „Verzicht auf den Wiederaufbau des Schiffes oder ein Wiederaufbau des Kirchenschiffs in einer modernen Form würde potentielle Spender für das Schiff abschrecken und so auch die Vollendung des Turmes gefährden.“ Danke! Dieser Satz macht deutlich, warum die Stiftung Garnisonkirche nicht mit der Identität und Motivation ihrer Spender*innen hausieren geht. Denn diese interessieren sich nicht für das „Versöhnungskonzept“, wie sogar eine interne Datenerhebung der Fördergesellschaft 2015 zeigte. Das Konzept ist aber das argumentative Zugpferd der Stiftung, auf das sie bei der Akquise öffentlicher Gelder angewiesen ist. Sie darf nicht durchblicken lassen, welche Rolle Geltungsbedürfnis und Revanchismus spielen, die bis heute unsere Gesellschaft vergiften und wie sie auch die AfD bedient.

„Erst ein architektonischer Bruch würde doch zum Nachdenken und Nachfragen anregen. Doch womöglich ist das von den Mitteschön-Vertretern gar nicht gewollt,“ lautet ein Kommentar. Es stellt sich die Frage, ob dieser Satz nur auf Mitteschön zutrifft oder auf die gesamte Schar der Befürworter*innen des „originalgetreuen Wiederaufbaus der Garnisonkirche“ ausgeweitet werden kann. Stadt, Land und Bund müssen sich ernsthaft fragen, welche Klientel sie mit ihren Fördergeldern eigentlich bedienen.

Gut möglich, dass es sich bei der überzogenen Forderung von Mitteschön um ein Ablenkungsmanöver zu Gunsten des Oberbürgermeisters handelt. Doch damit offenbart sie auch das reale Dilemma hinter dem schönen Schein der Stiftung Garnisonkirche. Für das Wiederaufbauprojekt ist es von existenzieller Bedeutung, dass die Öffentlichkeit vor der Diskrepanz zwischen der Selbstdarstellung der Stiftung und dem wahren Gesicht ihrer Basis weiterhin die Augen verschließt. Beim Thema Kirchenschiff bröckelt die äußere Fassade mehr, als ihr lieb ist, während ihre Fangemeinde angesichts des aktuellen Kompromissdiskurses zunehmend misstrauisch wird.

Die Bürgerinitiative für ein Potsdam ohne Garnisonkirche legt weiterhin den Finger in die Wunde und fordert erneut einen Bau- und Förderstopp für die Turmkopie. Keine Steuergelder für rechtsnationale Sehnsüchte!


PNN-Bericht: (16.10.2019)
https://www.pnn.de/potsdam/neuer-veranstaltungssaal-fuer-potsdam-mitteschoen-will-garnisonkirche-mit-historischem-kirchenschiff/25122198.html

Kommentar in der PNN: (17.10.2019)
https://www.pnn.de/potsdam/kommentar-mitteschoen-ist-kompromisslos/25124418.html

MAZ-Bericht (MAZ-Plus, 16.10.2019)
https://www.maz-online.de/Lokales/Potsdam/Mitteschoen-stellt-Vision-fuer-komplette-Garnisonkirche-vor

Kommentar „Stadt Für Alle“:
https://potsdam-stadtfueralle.de/2019/10/16/wundertuete-mitteschoen/

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