Vorwärts in die Vergangenheit?

Nachdem Frau Hüneke (Grüne) ihren „Vierklang“ publizierte und Herr Niekisch (CDU) dies als „Holzweg“ kommentierte, hat sich auch Lutz Boede (DIE aNDERE) an die PNN gewandt, um einen Gastbeitrag zum Vorschlag von Frau Hüneke zu veröffentlichen.

Wir dokumentieren diesen hier, da er bisher nicht in der PNN erschien:

„Vor einigen Tagen schlug Saskia Hüneke in einem Gastbeitrag in den PNN vor, das Rechenzentrum abzureißen und außerhalb des Grundrisses des Garnisonkirchenschiffes einen Ersatzbau für das RZ zu errichten. Dieser als „Vierklang“ bezeichnete Vorschlag wird für Verstimmung sorgen, denn es fehlt jede Ausgewogenheit. Die Idee ist weder innovativ noch nachhaltig und wirkt im Ergebnis der Anhörung im Hauptausschuss wie von vorgestern.

Das Resümee von Wieland Niekisch (CDU) zu dem Vorschlag enthält eine richtige Schlussfolgerung auf Basis einer falschen Analyse. Richtig ist „Auch dieser Vorschlag bringt keinen Frieden und löst nicht das Problem“. Falsch ist, „dass am selben Ort zwei Nutzungen wie zwei Skorpione in der Flasche miteinander in Konflikt stehen.“ Es gibt dort keine zwei Skorpione! Lediglich ein Bauwerk soll wie der Stachel eines Skorpions in den Stadthimmel wachsen und nur dieser Turmbau vergiftet das Stadtklima. Das bestehende Kunst- und Kreativhaus Rechenzentrum hat hingegen eine für die Stadt belebende Funktion.

Zu Unrecht kritisiert Herr Niekisch den „Vierklang“ als Auflösung des „errungenen Kompromisses“ zum Kreativquartier. Denn Saskia Hüneke ist seit 30 Jahren die Vorkämpferin für den Umbau der Stadtmitte zu einer Kulisse aus der Kaiserzeit. Auch mit ihrem neuen Vorschlag verfolgt Frau Hüneke natürlich in erster Linie das Ziel, das Rechenzentrum abzureißen und das Grundstück des Kirchenschiffes freizubekommen.

Seitdem die rot-schwarz-grüne Rathauskooperation aufgelöst ist, wirken Herr Niekisch und Frau Hüneke in der laufenden Diskussion um Turm und Kirchenschiff wie dogmatische Fossile. Die CDU tritt inhaltlich auf der Stelle und Frau Hüneke umkreist die Position wort- und klangreich. Für den Bau des Kirchenschiffes sprechen sich in der SVV neben Frau Hüneke (Grüne) nur noch die Fraktionen rechts und ganz rechts von der Rathauskooperation aus. Nicht mal der Evangelische Kirchenkreis sieht einen Bedarf für das Kirchenschiff.

Die architektonische Neuinterpretation einer historischen Stallanlage kann auch nicht der Kern eines modernen und lebendigen Kreativquartiers werden. Mit seiner Randlage wird der Lange Stall eher zum Riegel, der das neue Quartier von der Plantage trennt. Wir können nur hoffen, dass der Investor diesen geistigen Profanbau aufbricht und eine große Durchlässigkeit ermöglicht.

Der Vorschlag, das bestehende Rechenzentrum abzureißen, um ein Gebäude mit ähnlicher Nutzung neu zu errichten, ist zudem ökologischer Unsinn. Nicht nur der Energieverbrauch der Nutzerinnen, sondern auch die graue Energie des Gebäudes muss betrachtet werden. Nach wie vor ist es die wirtschaftlichste und ökologischste Variante, das bestehende Gebäude in Gänze zu erhalten und zu sanieren. Am besten mit einem hohen Anteil an Eigenleistungen der Nutzerinnen.

Für alle Varianten und Vorschläge – ob Vierklang (Hüneke), Jugendbegegnungsstätte (Schubert) oder Lernort-Ensemble (Oswalt) muss der B-Plan geändert werden. Wer seine Vorschläge ernst meint, sollte dies durch einen Änderungsantrag zum B-Plan-Nr.1 auch deutlich machen. Denn aktuell steht dort das RZ noch zum Komplett-Abriss. Und das ist definitiv keine Diskussionsgrundlage.

Potsdam, 12.02.2020, Lutz Boede  

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