Inhaltliche Bankrotterklärung der Stiftung Garnisonkirche

… daran hat sich bis heute nicht viel geändert

Bereits im Januar diesen Jahres kündigte Wieland Eschenburg als Kommunikationsvorstand der Stiftung ein Nutzungskonzept mit inhaltlichen Schwerpunkten an. Die Spannung war groß, als am 05.06.2020 die Stiftung Garnisonkirche ihr neues Betriebs- und Nutzungskonzept vorstellte. Und die Enttäuschung auch!

Das neue Konzept ist ein Raumkonzept, welches sich kaum von bisherigen Ankündigungen und Plänen unterscheidet. Wir wissen jetzt, wo es hineingeht, wo Tickets für die Aussichtsplattform gekauft werden können und wo die Touris zur Toilette gehen können. Spannend wird auch noch, wer das Café betreibt und wie hoch die Miete für die Seminarräume sein wird.

Nur zum eigentlichen Anliegen des Bauvorhabens erfuhren die Interessierten nichts! Keine Aussage dazu, WIE die Stiftung an Geschichte erinnern will, wie sie Verantwortung selbst wahrnehmen und lehren will. Kein Wort zur gelebten Versöhnung. Im Gegenteil. Die Unversöhnlichkeit mit dem Rechenzentrum wurde beim Pressetermin erneut betont.

2004 erging der Ruf aus Potsdam mit geschichtsverdrehten Informationen. Seither ist die Stiftung bemüht alle Welt mit Worthülsen einzuseifen und sich eine Position zu erarbeiten. Sie ist bemüht den rechten Dreck von der Weste zu waschen, den die Initiatoren aufgewirbelt haben. Das letzte Papier, was als Nutzungskonzept bezeichnet werden kann, stammt noch Max Klaar, dem Rechtsaußen der preußentreuen und geschichtsrevisionistischen Kampftruppe.

Die Stiftung Garnisonkirch hinterlässt weiterhin eine inhaltliche Leerstelle an dem Ort, der nach Aufarbeitung schreit. Von Verantwortung keine Spur! Es wird Zeit, dass der Bund seine Förderung für diese Konzeptlosigkeit oder gar Unfähigkeit überdenkt. Jetzt, wo einer der einflussreichsten Geldbeschaffer, der SPD-Abgeordnete Johannes Kahrs nicht mehr im Bundestag und Finanzausschuss sitzt, ist es auch für dies Sozialdemokraten eine gute Gelegenheit, ihren (militaristischen) Kurs der Traditionspflege zu überdenken.

Mit dem aktuellen Betriebs- und Nutzungskonzept wird deutlich, dass es der Stiftung nur nebenbei um Geschichte geht, sondern darum, dass sie mit ihrem Turm Teil des Preußen-Disneys sein möchte. Der touristische Effekt steht im Mittelpunkt des Unterfangens und nicht die geschichtliche Bedeutung und Aufladung des Ortes. Die Aufzüge führen an der Ausstellung vorbei. Niemand muss sich mit Geschichte die schöne Aussicht auf die neuen Kulissen vermiesen lassen. Der Aufzug soll das Geld bringen, das die drei Kircheneinrichtungen der Stiftung geborgt haben. Geld für den Betrieb und das Personal der Ausstellung ist bis heute nicht kalkuliert.

Kitsch erlebbar machen, könnte der Titel des Konzeptes lauten. Es bleibt ein Aussichtsturm mit Gebetsanschluss und ein möglicher Wallfahrtsort für Rechte und Nostalgiker.

P.S. Die Stiftung Garnisonkirche hat uns hinsichtlich Inhalt auf Sommer 2021 vertröstet.

Hier der Download des Betriebs- und Nutzungskonzeptes


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Ein Kommentar

  1. Hilfe! Was ist nur aus dieser Stadt geworden!? Reaktionär, peinlich, hinterwäldlerisch …
    Visionär, weltoffen, divers und modern ist was anderes. Man kann sich nur noch schamvoll abwenden.. .

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