Hurra, die Hohenzollern ziehen ab!

500 Jahre Fremdbestimmung und 100 Jahre Parallelgesellschaft könnten ein Ende haben! Die in Kunst gegossene Selbstdarstellung und Überhöhung der Hohenzollern sollen laut Medienberichten ein Ende haben. Im Vermögenskonflikt um Kunstschätze und Entschädigungen drohen die Hohenzollern mit dem Abzug von Leihgaben aus öffentlichen Museen in Berlin und Brandenburg. Das geht aus einem Brief hervor, den Jürgen Aretz, Verhandlungsführer des Ururenkels des letzten deutschen Kaisers, vergangene Woche an die Brandenburger Ministerinnen Lange (Finanzen) und Schüle (Kultur) – beide SPD – schickte.

Die Geschichte Preußens erstreckt sich freilich nicht nur auf die Grenzen der heutigen Länder Brandenburg und Berlin“, heißt es in dem Schreiben der „Generalverwaltung des vormals regierenden Königshauses“, das „Spiegel“ und „Tagesspiegel“ am Freitag publik machte. Nach Streit um Rückgabe : Hohenzollern drohen mit Abzug von Kunstwerken aus Berlins Museen – Berlin – Tagesspiegel

Richtig, Preußen lag vor allem im heutigen Polen und Litauen. „Geh doch rüber Prinz“ möchten wir ihm zurufen. Nehmt euer Bild von der selbst inszenierten Königskrönung und bringt es nach Kaliningrad, dem Ort des Geschehens. Am besten gleich morgen, dann ist am Aschermittwoch der Dauer-Karneval der Hohenzollern-Eitelkeit zu Ende. Auch die Aktion Sorgenprinz kann dann beendet werden.

Und über die „erhebliche Vorschubleistung“ des Kronprinzen kann dann auch ohne Vor- und Nebenbedingungen, ohne Hinterzimmer und Gemauschel vor Gericht entscheiden werden! Das täte not, wenn die Rechtstaatlichkeit als Grundpfeiler der freiheitlich, demokratischen Grundordnung erhalten bleiben soll.

1415 bekam der Nürnberger Burggraf Friedrich VI. offiziell die Mark Brandenburg, womit die Fremdherrschaft durch die Hohenzollern begann. Die fränkischen Hohenzollern hatten sich in eine brandenburgische, Ansbacher sowie erst Kulmbacher und später Bayreuther Linie aufgespalten. Der Ansbacher Familienzweig regierte ab 1525 ein Gebiet in Ostpreußen als  Herzogtum Preußen. Im Jahr 1618 fiel das Herzogtum an den brandenburgischen Zweig und wurde danach in Personalunion mit der Mark Brandenburg regiert, was im Allgemeinen mit Brandenburg-Preußen beschrieben wird.

Mit der Reichsgründung 1871 endete eigentlich die Herrschaft Preußens. Denn ab da gab es das Deutsche Reich. Aber so richtig haben sich die Preußen auch nach ihrer „Abdankung“ 1918 und der Auflösung der Adels vor über hundert Jahren (1919/1920) nicht verkrümelt. Allein die Tatsache, dass einer glaubt ein Kronprinz in einem LAnd ohne Könige zu sein, erinnert außerhalb der 5. Jahreszeit an einen schlechten Scherz. Schlimmer noch, dass offizielle staatliche Stellen diese Person manchmal mit „seiner königlichen Hoheit“ ansprechen. Hofnarren halt.

Interessant ist auch, welche Medien berichten, und welche nicht! Spiegel und Tagesspiegel stehen bereits auf der Liste der abgemahnten Medien. Die MAZ hingegen verlor kein Wort über den Brief an die Ministerinnen. Der RBB hat im TV nur in der Berliner Abendschau darüber berichtet. Und siehe da, dieser Nachrichtenblock ist heute nicht mehr online!

Stand 12.02.2021

Wer sich die Abendschau ansieht, der oder die stellt fest, dass es direkt vom Volksbegehren zur Enteignung von Wohnkonzernen zum Chinesischen Neujahr in den Gärten der Welt geht. Ist dies eine Reaktion auf eine weitere Abmahnung der Hohenzollernanwälte? Und wieso schweigen RBB aktuell, MAZ und die anderen Hofberichterstatter*innen? Sind sie schon eingeschüchtert oder halten sie die an Erpressung grenzende Briefbotschaft für journalistisch unrelevant?

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