Leichtgewicht im Klimaschutz

Kein Klimaschutz ist Beihilfe zum Suizid

Am 04.09.2018 erörterte Prof. Dr. Dr. h.c. Schellnhuber im Rahmen einer Ehrung und Eintragung ins Goldene Buch anschaulich seine These, dass die Menschheit sich aktuell in Hinblick auf den menschgemachten Klimawandel  in einem „kollektiven Suizidversuch“ befindet.

Schellnhuber schildert, im Gleichklang mit vielen anderen Wissenschaftler*innen und Fachleuten – und das schon seit Jahrzehnten – was uns droht, wenn wir Menschen in den nächsten zwei Jahrzehnten so weitermachen wie bisher. Es ist ganz einfach: Wir schaffen uns als Spezies langfristig ab.

Der „Klimapabst“ wünschte sich anlässlich seines Eintritts in den Unruhestand, dass die Stadt Potsdam nicht nur beim Kulturerbe ein Schwergewicht für Touristen bleibt, sondern auch beim Klimaschutz von der Leichtgewichtsklasse in die Superschwergewichtsklasse aufsteigt, um seiner internationalen Verantwortung gerecht zu werden.

Der Gastgeber des Klimasalons, der NOCH amtierende Oberbürgermeister, agiert mutlos an diesem Tag und verweist auf die Schwierigkeiten bei der Umsetzung des Klimaschutzes. Es klang wie die Flucht in die Fliegengewichtsklasse.

Die OB-Entscheidung zum Bauvorhaben an der Ketziner Straße in Fahrland gleicht auch der Angst eines Leichtgewichtes gegen einen Bau-Schwergewicht in Potsdam – Die Firma Semmelhaack. Der rechtliche Schlingerkurs zu FNP contra städtebaulicher Vertrag ist schon ein Schauspiel für sich, aber die klimapolitische Komponente der Debatte ist Beihilfe zum Suizid!

Es geht um die Frage, ob ein Baulöwe wie Semmelhaack bei seinem Zehn-Millionen-Bauprojekt den klimapolitisch notwendigen und nicht mal anspruchsvollsten Baustandard KfW-40 umzusetzen hat, oder nur das rechtlich Allernötigste baut. Rechtsgutachten haben mit Verweis auf Gleichbehandlung ergeben, dass die Normsetzung (KfW-40) im städtebaulichen Vertrag mit Semmelhack zukünftig stadtweit und regelmäßig anzuwenden ist. JA! Das wäre sinnvoll! Das wäre notwendig!  Denn jetzt können sich alle anderen Bauträger auf den Deal zwischen Stadt und Semmelhaack beziehen und Gleichbehandlung im Nichtstun einfordern. Es entsteht der Eindruck, dass die Stadt zu Gunsten der Bauwirtschaft auf Klimaschutz verzichtet, so wie scheinbar das Land zu Gunsten der Braunkohlewirtschaft und die Bundesregierung zu Gunsten der Autoindustrie. Verbal mündet das auf allen Ebenen in der „Handlungslücke“ zwischen den Klimazielen und der Zielerreichung.

Die OB-Ausreden – siehe/höre SVV vom 05.09.2018, Bericht des Oberbürgermeisters auf potsdam.de – widersprechen sich mehrfach. Es war zu erwarten, dass der Hinweis kommt, dass sich angeblich durch KfW-40 die Wohnkosten verteuern würden. Semmelhaack baut dort keine Sozialwohnungen oder ein Studentenwohnheim, sondern ein privates Angebot für die, die es sich leisten können:  26 Doppelhaushälften und 8 Einfamilienhäuser. Und diese Hausnutzer  – nicht die Baufirma Semmelhack – müssen die Mehrkosten bei der Heizung Jahr für Jahr aufbringen, die sich durch den schlechteren Wärmedämmstandard ergeben. Die zusätzlichen CO2-Emissionen verursachen Zusatzkosten für uns alle.

In Cottbus, einer Stadt, die nicht immer ein Vorbild für eine zukunftsorientierte Gesellschaft ist,  werden in Kürze Häuser durch eine Wohnungsgenossenschaft fertig gestellt, die Passivhausenergiestandard entsprechen. Die Häuser werden mit Solarenergie versorgt und zu WARM-Kosten von 10,50 € vermietet. Stromkosten fallen für die Mieter*innen auch nicht an! https://mediathek.rbb-online.de/tv/Brandenburg-aktuell/Cottbus-macht-s-vor/rbb-Fernsehen/Video?bcastId=3822126&documentId=55702300

Wenn wir, wie Schellnhuber anmahnt, mehr Mut und Ideen, mehr Zukunftsorientierung aufbringen, kann zumindest beim NEUBAU der Widerspruch zwischen Klimaschutz und Wohnkosten aufgehoben und sogar umgekehrt werden! Klimaschutz spart Wohnkosten. Doch dazu bedarf es an den entscheidenden Stellen einiger Schwergewichte und nicht der Fliegengewichte von heute.

 

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