PNN geschrumpft

Was so nicht in der MAZ oder der PNN steht …

…sondern in der taz! Seltsame Umwege gehen manchmal Nachrichten. Die bürgerliche PNN bedient sich der linken taz, um auf die Schrumpfung an Personal, Mitteln und Zuständigkeiten aufmerksam zu machen.

Die Potsdamer Neuesten Nachrichten (PNN) wollten in 2021 ihren 70. Geburtstag feiern. Die PNN wurden 1951 unter dem Namen Brandenburgische Neueste Nachrichten als Presseorgan der DDR-Blockpartei NDPD* für das Land Brandenburg bzw. die ehemaligen Bezirke Potsdam, Frankfurt und Cottbus gegründet. Nach der Anschluss der DDR an die alte BRD und der NDPD an die FDP änderte die Zeitung Namen und Wirkungsbereich.

Die PNN hängen am Tropf des Berliner Tagesspiegel. Laut Gerüchten, Briefen und Berichten gibt es aktuell wenig Anlass zur Freude. Die kulturlose Coronazeit wurde von den Pfennigfuchsern genutzt, um das Kulturressort der PNN zu schleifen und die regionalen Sport- und Wissenschaftsseiten ganz zu streichen. Potsdorfer Nette Nachrichten könnten die Ausgaben in 2021 nun heißen. Passend zur liberal-konservativen Leserschaft.

Die taz schreibt: „Die Redaktion sei halbiert worden, sagt jemand, der das Blatt gut kennt, der taz. Nur neun von achtzehn Redakteur*innen Anfang des Jahres seien noch da, der Rest entweder zum Tagesspiegel geholt, zu anderen Zeitungen gegangen oder mit Abfindungen verabschiedet worden. Der Verlag widerspricht allerdings auf Anfrage dem Begriff „Halbierung der Belegschaft“ und will auch nicht von Stellenkürzungen sprechen: „Wir haben ein neues Re­dak­tions­kon­zept erarbeitet und die Redaktion umgebaut.“ Chefredakteurin Sabine Schicketanz bestätigt, dass man sich „von einer Redakteurin und einem Redakteur“ getrennt habe und das Team nunmehr „neunköpfig“ sei. Sicher ist, das mit dem Umbau am Inhalt und Umfang der Zeitung gespart wurde.“**

Kulturschaffende der Stadt artikulieren in einem Brief an den Tagesspiegel zurecht: Potsdam ist eine einzigartige Kulturstadt, die „zwischen Ost und West, Arm und Reich, Natur und Bau, Metropole und Flächenland, Barock und Moderne oszilliert. Wer, wenn nicht der Lokaljournalismus vermag es, diese Doppelgesichtigkeit zu zeigen und kritisch zu reflektieren?“ Doch hat die PNN diese kritische Reflektion geleistet? Besonders bei den Themen Baukultur, Wohnen, Soziokultur, Erinnerungskultur und Geschichte, Rassismus und Polizeigewalt (um nur einige Beispiele zu nennen) sind deutliche Defizite aufgetreten.

Wenn dies nicht so wäre, würde es diese Homepage (potsdam-stadtfueralle.de) eventuell gar nicht geben – geben müssen. Auch wenn wir selten ein gutes Haar an den PNN auf Grund einiger – oft persönlich geprägter – katastrophalen Berichte lassen, so wünschen auch wir mehr Zeitungsvielfalt und Diskurs. Wir wünschen uns mehrere Zeitungen/Medien mit gut ausgestatteten Redaktionen und investigativen Journalist*innen für diese Stadt. Vielleicht wird die Lücke anderweitig gefüllt und es entsteht durch KulturMachtPotsdam ein neues, eigenständiges Kultur-Medienformat.

Ein Ausbleiben der PNN wäre ein Problem. Der Berliner Tagesspiegel kann uns doch nicht mit der von Gauland nach rechts gewendeten und von der SPD finanzierten MAZ allein lassen!***

Wir wünschen der verbleibenden Redaktion ein frohes Fest und einen guten Rutsch ins Jubiläumsjahr.

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*Die NDPD war die National-Demokratische Partei Deutschlands. Sie wurde im Mai 1948 in der Potsdamer Lindenstr.44 gegründet. In ihrem ersten Parteiprogramm forderte die NDPD unter anderem die Förderung des Mittelstandes, ein Ende der Ausgrenzung der einfachen NSADP-Mitglieder und der Offiziere der Wehrmacht. Die Blockpartei diente der SED dazu, die Nationalkonservativen politisch einzubinden.

** Zeitung „Potsdamer Neueste Nachrichten“: Schrumpfen, um zu erhalten – taz.de

*** Alexander Gauland war von 1991 bis 2005 Mitgeschäftsführer bzw. Generalbevollmächtigter der damals zur Verlagsgruppe der FAZ gehörenden Märkischen Verlags- und Druck-Gesellschaft und Herausgeber der MAZ in Potsdam.
Der SPD gehört zu 100 % die Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft mbH. Die DDVG ist seit dem 01.01.2012 (mit 23,1 %) größter Anteilseignerin an der Verlagsgesellschaft Madsack (die neben der MAZ weitere 14 regionale Tageszeitungen herausgibt und das RedaktionsNetzwerk Deutschland – RND – betreibt).

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