Antisemitismus und Gedenken

Steine fliegen in Deutschland wieder auf jüdische Einrichtungen. Gedanken an und Gedenken an den Holocaust werden aktuell. Der Bundespräsident weilt in Tansania. Es geht auch dort um den Völkermord (in DEUTSCH-OSTAFRIKA 1905/06). Erinnerung und Aufarbeitung sind notwendig. Ebenso die öffentliche Debatte zur Geschichte und zur aktuellen Weltlage. Notwendig sind auch mehr Differenzierung, weniger Diffamierung. Wir möchten Euch auf zwei Veranstaltungen in Potsdam hinweisen.

Am 4. 11. präsentiert speaking.red im Archiv Potsdam ab 14:00 Uhr den „Historikerstreit 2.0″- Über Holocaust und Kolonialverbrechen“.

In der Ankündigung heißt es „Auf den ersten Blick erscheint die Erinnerung an den Holocaust in Deutschland als fest etabliert, wohingegen die Anerkennung der deutschen Kolonialverbrechen noch immer gegen starke Widerstände durchgesetzt werden muss. Vor allem seit der Eröffnung des Berliner Humboldt-Forums 2021 kam es zu z.T. heftigen Debatten über Erinnerungskultur, in denen behauptet wurde, dass das Gedenken an die beiden Verbrechenskomplexe in Konkurrenz stünde. Darüber hinaus wurde polemisiert, die vorherrschende Perspektive auf die Schoah als „singuläres“ Verbrechen sogar zur Verdrängung der Kolonialverbrechen und ihrer Nachwirkungen beitrage. Wie kann verstanden werden, dass die Relativierung der Schoah heute auch in progressiven Milieus zu beobachten ist? Im Vortrag gibt einen Überblick über die Debatte, die zentrale Elemente der deutschen kollektiven Identität berührt.   Der Referent, Kai E. Schubert, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für antisemitismuskritische Bildung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und Doktorand am Institut für Politikwissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen. Die Veranstaltung findet im Rahmen der Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus 2023 statt.“

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Am 09.11.1938 und in den folgenden Tagen wurden im gesamten Deutschen Reich Geschäfte, Wohnungen und Synagogen angegriffen, zerstört bzw. niedergebrannt, jüdische Menschen in Konzentrationslager deportiert und ermordet. Der 09. November war ein weiterer, systematischer Schritt auf dem Weg zur Shoah, welche nur durch die militärische Niederlage Deutschlands beendet wurde.

„Es ist ein historisches Versäumnis, in der Vergangenheit und auch heute, über latente sowie offene antisemitische Äußerungen hinwegzusehen. Struktureller Antisemitismus wird als solcher oft nicht erkannt oder bagatellisiert. Wir müssen da einschreiten wo Antisemitismus anfängt, sei es ein Witz, eine Beleidigung oder die Forderung nach der Vernichtung des jüdischen Staates Israel. Nur mit einer aktiven Erinnerungsarbeit können wir uns das Vergangene ins Bewusstsein bringen, mahnen und handeln. Nach wie vor gilt es jegliche Form des Antisemitismus konsequent zu thematisieren und zu bekämpfen.“ schreibt der Veranstalter, der VVN-BdA Brandenburg.

Gemeinsam wollen wir anlässlich des 85. Jahrestages an die Schrecken und Folgen der Novemberpogrome erinnern. Kommt am 09.11.2023 um 19 Uhr zum Mahnmal für die Opfer des Faschismus am Platz der Einheit in Potsdam.

P.S. Gedenken an Herbert Ritter am Sonntag, 12.11.2023, um 18 Uhr am Weberplatz/Babelsberg; organisiert von der Geschichtswerkstatt Rotes Nowawes

Herbert Ritter wurde 1931 im Alter von 17 Jahren von dem Nationalsozialisten Günter Güstrau ermordet. Er war damit das erste Opfer des Faschismus in Nowawes.

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