Stell Dir vor, es ist „Wohnpolitisches Forum“ in Potsdam …
– Ein Kommentar –
… und viele BürgerInnen diskutieren über bezahlbares Wohnen, ExpertInnen stellen Konzepte für eine gemeinwohlorientierte Wohnungspolitik vor, es geht um die Zukunft der Stadt.
… und kein einziger Stadtverordneter (Entschuldigung Herr Friedrich, wenn ich Ihren 15 min. Auftritt nicht mit zähle!) ist da und beteiligt sich. In einer der teuersten Städte im Osten, wo sich selbst Feuerwehrleute und Strassenbahnfahrer keine Wohungen mehr leisten können, der eine immer mehr zunehmende soziale Spaltung attestiert wird, finden es die Stadtverordneten geschlossen nicht ganz so wichtig, sich über neue politische Konzepte in der Wohnungspolitik zu informieren und zu hören, was ihre BürgerInnen dazu sagen.
Ganz sicher werden sie aber in den nächsten Wochen wieder fleißig erklären, wie sehr sie im Namen der Mehrheit der BürgerInnen sprechen und wie alternativlos Wachstum, Mieterhöhung und Marktorientierung beim Wohnungsbau seien.
… und die lokalen Medien ignorieren dies weitgehend. Zu Pressekonferenz war niemand da, auf die vielen Angebote mit Fachleuten der Wohnungspolitik zu sprechen (Sabine Horlitz, Joachim Kadler, Sven Wilke, Andrej Holm u.s.w.) ging keine Zeitung, kein Fernsehsender oder Radio ein.
Den absoluten Höhepunkt leistete sich wieder einmal die PNN. Die kurze Ankündigung des Forum am Freitag enthielt völlig falsche und veraltete Informationen. Das der Beigeordnete Herr Rubelt nicht konnte, war schon seit Wochen bekannt und Nachfragen oder Pressetermine von zivilgesellschaftlichen Organisationen wahrnehmen gehört nun mal nicht zu den Arbeitsmethoden der Zeitung. Um „Alternative Wohnmodelle“ ging es beim Forum übrigens auch nicht, liebe PNN – Redakteure.
Und am Samstag zum Haupttag des Forum, als fast 100 Menschen engagiert über Milieuschutzsatzungen, kommunale Vorkaufsrechte und die Schaffung sozialer und bezahlbarer Wohungen diskutierten, hatte die PNN auf ihrer Startseite das komplette Gegenmodell als Aufmacher: „Von KIefern inspiriert“ beschreibt ausführlich und wohlwollend ein Luxusbauprojekt am Griebnitzsee – mit Fußbodenheizung, Backsteinfassade, Eichenholzverkleidung und überdimensionierten Terassen.
Aber vielleicht war das ja Absicht und zeigt schon fast symbolisch, wie die PNN die Entwicklung der Stadt sieht: Was schert uns, ob Menschen ihre Mieten bezahlen können, wenn die Reichen und Schönen uns weiter mit solch tollen Häusern beglücken.
Vielleicht waren ja einige Stadtverordnete auch da – zum Tag der Architektur, im Luxus – Anlage – Objekt.
War bestimmt „schöner“, als sich schwierigen, fachlich fundierten Konzepten und Diskussionen beim „Wohnpolitischen Forum“ zu stellen.