Potsdam, 26.9.2025
Sehr geehrter Herr Jakobs,
Sehr geehrter Herr Platzeck,
sehr geehrtes Team des SPD Unterbezirks Potsdam,
anlässlich der Stichwahl zur Potsdamer OB-Wahl haben Sie ein Anschreiben an die Potsdamer*innen formuliert, das an die Haushalte der Stadt verteilt werden soll. Darin diskreditieren Sie die überparteiliche Kandidatin Noosha Aubel als Grüne „Klientel“-Politikerin und betonen die vermeintliche soziale Unverträglichkeit einer klimagerechten Stadtentwicklung in Form der Reduzierung von Autos in der Innenstadt.
Mit dieser Polemik hat der Wahlkampf eine andere Dimension bekommen. Wir als Netzwerk „Stadt für alle“ sind erstaunt, wie tief die SPD anscheinend inzwischen gesunken ist.
Offensichtlich versuchen Sie jetzt aus Angst vor einer Wahlniederlage, mit billigem Grünen-Bashing bei AfD-Wähler*innen zu punkten.
Es ist ein Armutszeugnis für die SPD, dass sie nun für den eigenen Machterhalt sogar schon so weit geht, sich rechter Feindbilder wie dem einer grünen „Elite“ zu bedienen, die angeblich gegen die Interessen der Menschen arbeitet.
Im Grunde ist der Bürgerbrief rechter Kulturkampf und ein Angriff auf das demokratische Miteinander in dieser Stadt.
Wir standen mit Ihrem Nachfolger, Herrn Schubert, gemeinsam auf dem Alten Markt, um genau gegen solchen rechten Kulturkampf Haltung zu zeigen.
Nun bedienen Sie ihn schamlos.
Das ist „Spaltung“. Das ist „Gegeneinander statt Miteinander“.
Besonders peinlich ist die Unterstellung der Bedienung von „Klientelinteressen“. Jahrzehntelang hat die SPD in Potsdam nichts anderes gemacht. Sie, Herr Jakobs und Herr Platzeck, sind zu einem großen Teil dafür verantwortlich, dass sich niemand mehr diese Stadt leisten kann und die Infrastruktur so schlecht ist. Potsdam ist heute die teuerste Stadt in Ostdeutschland. Tausende Menschen wurden in den Jahren Ihrer Dienstzeit aus der Stadt verdrängt. Sie ist eine der am stärksten nach arm-reich segregierten Städte Deutschlands.
Angesichts des alltäglichen Verkehrschaos in Potsdam als einziges inhaltliches Thema die Verteidigung von Autofahrer*innen aufzugreifen ist nichts als plumpe Stimmungsmache. Dass das große und entscheidende Thema Wohnen in Ihrem Brief gar keine Rolle spielt, zeigt ganz klar Ihre politischen Präferenzen – früher wie heute.
Das Ergebnis Ihrer Politik ist nicht eine „Stadt für alle“, wie Sie behaupten, sondern eine zutiefst sozial und kulturell gespaltene Stadt. Sie haben eine Stadt für superreiche Mäzene und Touristi*nnen gebaut und Potsdam zu einem Museum gemacht, wo sich viele Bürgerinnen dieser Stadt nicht mehr wiederfinden.
In unserem Netzwerk engagieren sich Menschen aus verschiedenen stadtpolitischen Kontexten, Aktive aus kulturellen Freiräumen, Klima-Aktivist*innen, Mieter*innen und viele mehr. Dieses Engagement ist deshalb so nötig, weil Sie und Ihre Partei diese Stadt mit Ihrer Klientelpolitik an die Wand gefahren haben. Dass Sie versuchen, sich den Slogan „Stadt für Alle“ anzueignen, ist blanker Hohn.
Wenn Sie jetzt Frau Aubel angreifen, wissen Sie sehr wohl, dass sie eine überparteiliche Kandidatin ist, die eben keine Parteipolitik machen muss und genau damit bisher erfolgreich war. Durch dieses durchschaubare Verdrehungsmanöver versuchen Sie davon abzulenken, dass Klientel- und Parteipolitik in Wahrheit wohl eher von Herrn Fischer zu erwarten sein wird. Aktuell sind Sie nämlich die Klientelpartei, die Partei der Stagnation und der Ideen- und Zukunftslosigkeit. Wie sonst erklären Sie sich das schlechte Wahlergebnis in Potsdam und die miesen Wahlumfragen auf Landes- sowie Bundesebene?
Dieser Brief ist eine Beleidigung an die Intelligenz aller demokratischen Wähler*innen in dieser Stadt und wir können nur an die Potsdamer SPD appellieren, die Reißleine zu ziehen und diese skrupellose Aktion abzubrechen.
Wenn Sie es nicht schaffen, mit Inhalten die Wahl zu gewinnen, sollten Sie die Zeit besser nutzen, um gemeinsam in sich zu gehen und Ihre Partei zurück zu Werten abseits von reinem Machterhalt zu bringen.
Vielleicht sind dafür acht Jahre Abstinenz ja mal ganz gut.
Netzwerk „Stadt für alle“

Frau Aubel ist „parteilos“, aber nicht „überparteilich“. Das ist ein großer Unterschied. So nutzt sie den Apparat anderer Parteien für ihren Wahlkampf und organisiert nach eigenen Angaben auch den Prozess den
Wahlkampffinanzierung darüber. Das ist m.E. nicht überparteilich.
Sehr geehrter Herr Schmauder,
Ihr Kommentar passt nur bedingt zum Beitrag. In dem geht es um das blamable Verhalten von Platzeck und Jakobs. Es geht nicht primär um Frau Aubel. Ein Kommentar zu der Aktivität der Altvorderen der SPD wäre angebrachter gewesen.
Nun zu ihrem Einwand:
Wenn bereits 6 Parteien Frau Aubel unterstützen, ohne dass sie einer dieser Parteien verpflichtet ist, kann dies m.E. sehr wohl als überparteilich betrachtet werden. Wichtig dabei ist, dass Frau Aubel parteilos ist.
Überparteilich heißt nicht, es allen Parteien der Stadt recht zu machen. Wer möchte sich schon mit der AfD gemein machen? Wer soll noch die SPD ernst nehmen, nachdem sich ihre alten weißen Männer mit dem Bürgerbrief politisch ins Abseits gestellt und völlig blamiert haben?
Frau Aubel ist für mich eine parteilose, überparteiliche, sicherlich nicht perfekte, aber sympathische Kandidatin. Und mit ihrem breiten politischen Bündnis von Unterstützer/innen hat sie etwas geschafft, was keinem Mann vorher gelungen ist.
Schade, dass die SPD anscheinend nicht die demokratischen Regeln akzeptieren kann … nämlich, dass sie bei der Wahl mit Herrn Dr. Fischer ja nun zunächst nur ca. halb so viele Stimmen wie Frau Aubel bekommen haben.
Nun wettert man aus dieser Partei gegen Frau Aubel…wie ich finde, völlig unberechtigt.
Sehr bedauerlich, dass man keine inhaltlichen wichtigen und realen Politikfelder benennt, bei denen man sich für die Stadt und die Menschen einsetzen möchte.
Die Klimakrise / „Klimanotstand“ – auch von der SPD – vor noch nicht langer Zeit mit beklagt und ´ausgerufen´ kommt z. B. bei dieser Partei gar nicht mehr vor.
Schade, dass man im Gegenteil Problemlösungsschritte wie ´autoarme´ Innenstadt ´an den Pranger ´ stellt und zwar zugleich mit ´grün, grüner …´ (Schimpf-) Anklage… Obwohl auch diese politischen Schritte zum Wohle der Stadt mit von der SPD entschieden wurden.
Geht es jetzt nur noch ums Schlechtmachen der Bewerberin… und ums Fischen von Stimmen im populistischen Stil?
Das tut unserer Demokratie in Potsdam nicht gut, könnte weitere Menschen zur Politikverdrossenheit und zum Nichtwählen bewegen.
Es ist unglaublich, was sich Jann Jakobs und Matthias Platzeck da für eine Diffamierungskampagne leisten. Als ehemaliger Potsdamer Sozialdemokrat bin ich von den beiden sehrenttäuscht.
Potsdams Stadtverwaltung braucht nach 35 Jahren SPD eine Erneuerung auf allen Ebenen. Noosha Aubel hat die Kraft und die Kompetenz das umzusetzen.
Das Grünen-Bashing ist widerlich und unterirdisch.
Ein guter Kommentar. Er bringt es auf den Punkt.
Ich glaube, da haben sich zwei Altgranden selbst ins Abseits geschossen. Jedenfalls wird mir das in meinem Bekanntenkreis auch so gespiegelt. Mir hat da nur noch die Unterschrift von Mike Schubert gefehlt. War und ist doch alles Spitze unter der SPD.
Das die SPD jetzt bei der CDU auf Stimmenfang geht, muss ich nicht toll finden. Letztlich macht sie das aber auch bei den AfD-Wählern und das verschlägt mir fast die Sprache.
Übrigens ich wohne sehr zentral in der Innenstadt und kann mit der Parksituation leben! Mein Auto auch. 😉