Update vom 13.11.2025
Nach langem Schweigen haben sich nach der Veranstaltung endlich auch beide Lokalzeitungen auf das Thema eingeschossen. Zwei Wochen zu spät, aber immerhin.
Zum Beispiel:
Wir wollen diese einzelne Veranstaltung hier aber noch einmal in einen größeren Kontext einordnen. Natürlich ist es höchst problematisch, wenn da – getarnt als Literaturveranstaltung – rechte Narrative verbreitet werden.
Für uns war das aber nicht überraschend, so haben wir es erwartet und vorher gesagt.
Immerhin war dies ja nicht die erste Veranstaltung des obskuren Vereins „Bürgergemeinschaft für gesundes und selbstbestimmtes Leben e. V.“ – in selbst gewählter Kurzform „aconitumanimus“.
Weil darüber noch gar nicht berichtet wurde wollen wir hier gern noch einmal darauf verweisen, wer vor Uwe Tellkamp bereits für den Verein referiert und gesprochen hat – oft auch in der Kulturscheune Marquardt oder online.
Da ist zuerst Moderator Dr. Rene Schlott. Er gehört schon seit Langem zu den heftigsten Kritikern der Coronapolitik und arbeitet eng mit Saskia Ludwig zusammen – auch deren prägende Rolle ist also kaum verwunderlich.
Frau Beate Pfeil ist Teil der Querdenkerszene in Südwestdeutschland, darf nach einem Gerichtsurteil sogar als „tragende intellektuelle Vordenkerin der Südbadischen Coronaleugner- und Querdenker-Szenen“ bezeichnet werden.
Und Referentin Andrea Drescher ist bis heute aktives Mitglied des Vereins Friedensbrücke Kriegsopferhilfe. Vorstand dieses Vereins ist Liane Kilinc. Der Verein hat mit Sach- und Geldspenden prorussische Milizen im Ukraine-Krieg unterstützt. Liane Kilinc hat sich der deutschen Justiz durch eine Flucht nach Russland entzogen. Dort arbeitet sie u.a. mit Remo Kirsch zusammen, beim Neusiedlerprojekt in Nishni-Nowgorod. Es liegen Haftbefehle gegen die Vorsitzende und ein weiteres Vereinsmitglied vor. Es gab 2025 Durchsuchungen durch die Generalbundesanwaltschaft in mehreren Orten in Brandenburg.
Mit Remo Kirsch sind wir außerdem mittendrin im Adlonkomplex in Fahrland – ebenfalls im Norden von Potsdam. Auch die regelmäßige Zusammenarbeit des Vereins „aconitumanimus“ mit dem rechten Radiosender BHEins mit Sitz auf dem Grundstück des Landhaus Adlons verwundert da nicht.

Genau deshalb ordnen wir die Vorgänge in der Kulturscheune Marquardt auch als Teil des sogenannten „Rechten Kulturkampfes“ ein.
Hier geht es nicht ursächlich um Literatur oder Meinungsfreiheit.
Hier geht es darum, die Grenzen des Sagbaren zu erweitern, rassistischen, menschenfeindliche Ideologien und Positionen Raum zu geben und gleichzeitig gegen die angeblich „linksgrüne/ Woke“ Hegemonie vorzugehen.
In unserer großen Recherche zu den Vorgängen um den ASTA der Uni Potsdam hatten wir den Autor Georg Seeßlen aus einem Gastbeitrag in der TAZ so zitiert:
„Wer jetzt und hier die größte Kraft der Entkultivierung bildet, ist nicht zu übersehen: Es ist die Idee der radikalen Vermarktung und Selbstvermarktung, der wir den Namen „Neoliberalismus“ gegeben haben, und es ist der Rechtspopulismus, der ganz offen bereits einen „Kulturkampf“ ausgerufen hat, der für erstaunlich viele Menschen attraktiv scheint. Auch hier geht es um drei „Schlachtfelder“: die Eroberung kultureller Institutionen und Instanzen, die semantische und ideologische Hegemonie in den öffentlichen Medien und die Vernichtung des widerständigen, utopischen und queeren Geistes in der Kultur.
Es nutzt nichts, es zu leugnen: Der Kulturkampf der Rechten zeigt seine ersten gravierenden Folgen. Die Rechte drängt in Entscheidungsgremien. Sie entfaltet Drohpotenzial gegen unliebsame Institutionen und Personen. Sie bringt nicht nur eigene Medien auf den Kulturmarkt, sondern findet Komplizen im Entertainment.
Wenn die Kulturkämpfer vom marktradikalen und rechtspopulistischen Lager um die Häuser der Kultur schleichen, schmeißen die alles raus, was widerspenstig und aufregend ist, was unter die Oberfläche und übers Alltägliche hinausgeht. Wie aber steht es um eine Kultur, die sich aus lauter Angst vor ihren Mördern selbst abschafft?“
Quelle:
https://taz.de/Kulturkampf-als-rechtes-Framing/!5941908/
Genau das passt auch zum Geschehen um die Kulturscheune Marquardt – wo ein Bündnis für Demokratie unter dem Logo kein Familienfest machen darf, aber der obskure, nein, ganz deutliche rechte Querdenkerverein der Familie Rubelt regelmäßig seine Narrative verbreiten darf.
Und wie weit das bereits in den „Kulturmarkt“ ins „Entertaiment“ reicht können wir bei der Rolle des Buchladens Wist sehen – die überhaupt noch nicht thematisiert wurde. Carsten Wist präsentierte bereits 2022 Uwe Tellkamp und arbeitete dabei ganz offensichtlich mit dem „Buchhaus Loschwitz“ zusammen. Das Buchhaus wird von Susanne Dagen betrieben – kulturpolitische Sprecherin der AFD und dort Gastgeberin für Rechtsextremisten wie Martin Sellner oder Götz Kubitschek. Susanne Dagen war auch einer der Organisator*innen der rechten Buchmesse in Halle am gleichen Wochenende – wohin Uwe Tellkamp nach seinem Auftritt in Potsdam weiterreiste.
Und alles freundlich unterstützt mit einem Büchertisch durch den Buchladen Wist in Potsdam.
Inzwischen gibt es auch schriftliche Stellungnahmen des städtischen Beigeordneten Bernd Rubelt und der Oberbürgermeisterin Noosha Aubel.
Wir drucken sie hier mal komplett ab, damit sich jede/r selbst ein Bild machen kann.


Das Statement von Bernd Rubelt halten wir für völlig unzureichend.
Im Grunde verweist er auf sein Privatleben, unterschiedliche Meinungen und dass er ja nur zuhört.
Schon die Aussage, er habe „keine Funktion“ im Verein stimmt mit Blick auf das Gründungsprotokoll nicht. Immerhin hat er die Gründungsversammlung eröffnet und die Vereinszwecke inhaltlich – politisch begründet.
Eine inhaltliche Distanzierung von den Aussagen an dem Tag, von den oben genannten Akteuren ist in der Stellungnahme gar nicht zu lesen.
Über das Statement der neuen Oberbürgermeisterin lässt sich mit Sicherheit auch trefflich diskutieren. So wichtig ihre klare Ermahnung des Beigeordneten Rubelt ist, so politisch weich ist die Begründung dazu. Das simple Berufen auf die freiheitlich – demokratische Grundordnung und eine sogenannte Loyalitätspflicht ist vielleicht auch dem geschuldet, das Frau Aubel – kaum im Amt – sich schon mit dem skandalösen Verhalten eines Beigeordneten beschäftigen, mit dem sie noch Jahre zusammenarbeiten muss.
Trotzdem würden wir uns wünschen, das Frau Aubel in Zukunft deutlich politisch Position bezieht – auch in Personalangelegenheiten und nicht nur, wenn es um AFD und rechte Gewalt, sondern auch um rechten Kulturkampf geht – mitten in Potsdam.
Nächste Gelegenheit: Demonstration zum 2. Jahrestag des rechten Geheimtreffens im Adlon am 25. November 2025 auf dem Alten Markt.

Übrigens:
In einem Artikel der Märkischen Allgemeinen vom 12.11.2025 zur Veranstaltung mit Uwe Tellkamp in der Kulturscheune Marquardt wird dieser seltsame und falsche Satz formuliert:
„Wie von der MAZ zuerst berichtet“.
Da haben die Redakteure dort mal wieder was verpasst.
Oder wollten es nicht wahrhaben.
Hier seid ihr aber immer ausreichend und kritisch informiert – auch, wenn sich die MAZ noch ängstlich weg duckt.
Update vom 30.10.2025
Es gibt eine Reihe an Rückmeldungen, viel Anerkennung und Kommentare zu unserem Beitrag.
Hier wollen wir die wichtigsten Informationen teilen, die zum Teil neue Fragen aufwerfen und in einem Punkt auch die Verantwortlichen in der Kulturscheune entlasten.
Am 22. März 2025 fand in der Kulturscheune Marquardt tatsächlich ein Familien – und Kinderfest statt. Wie wir von Menschen aus dem Ort erfuhren durfte dabei aber weder der Veranstalter – das „Bündnis für Demokratie im Potsdamer Norden“ – genannt, noch öffentlich Werbung für die Veranstaltung gemacht werden. Das macht es nicht so viel besser…
Die Veranstaltung zur Oberbürgermeisterwahl fand tatsächlich nicht in der Kulturscheune (stattdessen im „Alten Krug“) statt. Hier trägt offensichtlich vor allem der Kommunale Immobilienservice/ KIS die Verantwortung, welcher eine städtische Anordnung zum Verbot von Parteiveranstaltungen in öffentlichen Räumen vor Wahlen ziemlich weit auslegt. Der veranstaltende Ortsbeirat ist ja nicht „eine Partei“.
Neue Hinweise erreichten uns auch zum Buch – oder Literaturladen Wist – der mit einem Büchertisch auch bei der Veranstaltung von Uwe Tellkamp in der Kulturscheune dabei ist und ihn präsentiert – bei Veranstaltungen des Vereins „aconitumanimus“ übrigens nicht zum ersten Mal.
Der Buchladen Wist in der Gutenberg – Straße in Potsdam – oft ausgezeichnet und prämiert – hat bereits 2022 eine Lesung von Tellkamp in der Villa Quandt präsentiert und moderiert.
Zur Vorbereitung ging es nach Dresden zum „Buchhaus Loschwitz“. Das als nur umstritten zu bezeichnen, wäre wirklich eine starke Untertreibung. Das Buchhaus wird von Susanne Dagen betrieben – kulturpolitische Sprecherin der AFD und dort Gastgeberin für Rechtsextremisten wie Martin Sellner oder Götz Kubitschek.
https://naziwatchdd.noblogs.org/post/tag/susanne-dagen/
In einem Socialmedia – Post wird über die Vorbereitungsreise nach Dresden geplaudert, als seien Gleichgesinnte unter sich.

Am 8. November 2025 wird es in der Kulturscheune Marquardt eine Veranstaltung mit Uwe Tellkamp geben – Lesungen und Diskussionen um Individualität und Individualismus.
Klingt harmlos und wird auch noch gefördert vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur Brandenburg und vom Brandenburgischen Literaturrat. Aber schon der Hauptakteur Uwe Tellkamp ist alles andere als ein „normaler“ Schriftsteller und Autor.
Selbst Wikipedia formuliert es – untersetzt mit zahlreichen Quellen – so: „Tellkamp steht seit längerer Zeit in der Kritik, extrem rechte Positionen zu vertreten.“
Es ist müßig, hier alle Themen und Aussagen von Tellkamp aufzuzählen, die rechtsextreme Narrative bedienen, das ist in den letzten Jahren oft genug von Spiegel, TAZ, Welt und auch Literaturmagazinen getan worden. Tellkamp vertritt migrationsfeindliche Positionen, hat AfD und Pegida verteidigt und unterstützt. Wichtige Themen der letzten Jahre waren die Kritik an der Coronapolitik und der Zweifel am menschengemachten Klimawandel. Er redet mit und schreibt für rechtsextreme Magazine wie der „Jungen Freiheit“ und Compact. Die ZEIT wirft ihm vor, den Nationalsozialismus zu verharmlosen. Der Spiegel hat schon 2018 zu drei Aussagen Tellkamps eine Art Faktencheck durchgeführt, mit verheerendem Ergebnis:
https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/uwe-tellkamp-im-faktencheck-wie-ein-schriftsteller-die-wirklichkeit-ausblendet-a-1198274.html
Im Grunde ist er ein klassischer Vertreter eines sogenannten „Rechten Kulturkampfes“. Begriffe wie Genderideologie, Wokenes und Gesinnungskorridor gehören längst zu seinem fast alltäglichen Wortschatz.
Organisiert wird diese Veranstaltung in der Kulturscheune Marquardt vom Verein „Bürgergemeinschaft für gesundes und selbstbestimmtes Leben e. V.“ – in selbst gewählter Kurzform „aconitumanimus“. Verantwortliche Vorstandsvorsitzende ist Susanne Müller-Rubelt – die Ehefrau des städtischen Beigeordneten Bernd Rubelt.
Eigentümer der Immobilie „Kulturscheune Marquardt“ ist der städtische Eigenbetrieb KIS, der kommunale Immobilienservice.
Träger der Arbeit der Kulturscheune ist der „Kultur- und Heimatverein Wublitztal e.V.“ Er bekommt von der Landeshauptstadt Potsdam eine finanzielle Förderung für das Betreiben der Kulturscheune als Nachbarschafts- und Begegnungshaus und ist verantwortlich für die inhaltliche Arbeit vor Ort, die Vermietung und das Personal, das ebenfalls von der LHP finanziell gefördert wird.
Der Verein „aconitumanimus“ tritt als Veranstalter in Marquardt auf. Im Impressum der Webseite des Vereins wird Susanne Müller-Rubelt als Verantwortliche genannt. Im Vereinsregister wird sie als alleinvertretungsberechtigte und alleinige Vorständin des Vereins geführt – es gibt keine Stellvertretung und auch keine weiteren Vorstandsposten wie Schatzmeister*innen oder Schriftführer*innen.
Der Verein wurde am 8.4.2023 in Potsdam gegründet, ist also gerade etwas über zwei Jahre aktiv. Die Eintragung ins Vereinsregister erfolgte am 16.6.2023.
https://www.aconitumanimus.de/start
Wir haben uns mal die Mühe gemacht zu recherchieren, wer alles sonst noch bei Veranstaltungen des Vereins auftritt – die übrigens entweder online oder eben in der Kulturscheune stattfinden.
Da ist zuerst Moderator Dr. Rene Schlott, der auch diesmal die Veranstaltung mit Uwe Tellkamp begleitet. Er gehört schon seit Langem zu den heftigsten Kritikern der Coronapolitik und arbeitet eng mit Saskia Ludwig zusammen. Die CDU-Bundestagsabgeordnete aus Potsdam wirbt offensiv für eine Zusammenarbeit mit der AfD und vertritt typische Positionen, die wir schon in früheren Beiträgen als „rechten Kulturkampf“ gekennzeichnet hatten. Rene Schlott hat u.a. auch im Magazin Cicero veröffentlicht, das sich mehreren juristischen Auseinandersetzungen stellen musste, z.B. einer Rüge vom Presserat wegen Transfeindlichkeit und Falschmeldungen zur Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken.
Weiter geht es mit Beate Pfeil, die auf der Webseite des Vereins und einschlägigen Podcast-Foren einen Podcast in der Reihe „Gesund und selbstbestimmt“ als Dialogformat mit Susanne Müller-Rubelt eingespielt hat. Beate Pfeil gehört auch dem sogenannten „Netzwerk der kritischen Richter und Staatsanwälte“ an, in dem sich Corona-Leugner und Verharmloser versammeln.
https://www.lto.de/recht/justiz/j/querdenker-corona-justiz-richter-staatsanwaelte-netzwerk-rechtsstaat-gefahr.
Von ehemaligen Mitgliedern wurde als Ziel des Vereins formuliert, den Verein „…als Netzwerk als einen justiziellen Arm der Querdenker-Bewegung zu positionieren…“ und in dem Verein nähmen „…nach unserer Wahrnehmung … medizinisches Halbwissen, Esoterik und Verschwörungsgeraune einen immer größeren Raum ein.“
https://taz.de/Rechte-und-Querdenker-in-der-Justiz/!5908625/
Frau Pfeil ist Teil der Querdenkerszene in Südwestdeutschland und darf nach einem Gerichtsurteil sogar als „tragende intellektuelle Vordenkerin der südbadischen Coronaleugner- und Querdenker-Szenen“ bezeichnet werden.
Ganz problematisch wird es bei Andrea Drescher. In einer online-Veranstaltung des Vereins von Frau Rubelt am 24.8.2023 zum Thema „Widerstand gegen die WHO“ war sie alleinige Referentin. Andrea Drescher ist bis heute aktives Mitglied des Vereins „Friedensbrücke Kriegsopferhilfe“. Vorstand dieses Vereins ist Liane Kilinc.
https://fbko.org/index-mobil.php?S=Verein_Vorstand&lang=DE
Der Verein hat mit Sach- und Geldspenden prorussische Milizen im Ukraine-Krieg unterstützt. Liane Kilinc hat sich der deutschen Justiz durch eine Flucht nach Russland entzogen. Dort ist sie mehrfach u.a. mit dem ehemaligen Neu Fahrländer Remo Kirsch zusammengetroffen, z.B. bei seinem sogenannten Neusiedlerprojekt in Nishni-Nowgorod. Es gibt auch von ihr selber bestätigte Kontakte und Zusammenarbeit mit Alina Lipp, einer prorussischen Propagandistin. Es liegen Haftbefehle gegen die Vorsitzende und ein weiteres Vereinsmitglied vor. Es gab 2025 Durchsuchungen durch die Generalbundesanwaltschaft in mehreren Orten in Brandenburg.
Da wundert es nicht, dass einige Podcasts des Vereins „Bürgergemeinschaft für gesundes und selbstbestimmtes Leben e. V.“ in Zusammenarbeit mit dem Radiosender BHEins als „Stadtgespräche Spezial“ veröffentlicht worden.
Susanne Müller Rubelt hat ihren Verein und seine Referent*innen so mehrfach bei Radio BHEins vorgestellt. Im Zuge der öffentlichen Debatte um das sogenannte „Remigrationstreffen“ in eben diesem Landhaus berichteten auch lokale Medien wie der Tagesspiegel über die rechtsextremen Kontakte und Verbindungen der Macherinnen dieses Radios mit Sitz auf dem Gelände des Landhauses Adlon. So gehören der Redaktionsleiter Klaus Kelle und seine Frau und Kontrafunk-Moderatorin Birgit Kelle zu dem „Who is who“ der neuen rechten Medienlandschaft.
https://www.tagesspiegel.de/potsdam/landeshauptstadt/potsdamer-radiosender-mit-rechtsdrall-auffallige-nahe-zum-landhaus-adlon-und-zur-afd-11027473.html
Coronaleugner, Putinfreunde, Querdenker:
Das ist ein Ausschnitt der kruden Mischung an Referentinnen, Autorinnen oder Diskutant*innen im aconitumanimus – Verein – der fast alle seine Veranstaltungen in der Kulturscheune Marquardt durchführen kann.
Anders ist das bei Initiativen, die sich dezidiert gegen Rechtsextremismus und für Demokratie und Toleranz einsetzen.
Die Fraktion der Wählergruppe die aNDERE stellte in einer kleinen Anfrage fest:
„In den letzten Monaten verweigerte der Kultur- und Heimatverein Wublitztal e.V. (KHW) mehrfach die Vermietung von Räumlichkeiten in der Kulturscheune Marquardt für politische Veranstaltungen. Davon waren z.B. eine Talkrunde des Ortsbeirates zur Oberbürgermeisterwahl und ein Kinder- und Familienfest des Bündnisses für Demokratie im Potsdamer Norden betroffen.“
https://egov.potsdam.de/public/vo020?VOLFDNR=2006524&refresh=false
Da die Kulturscheune Marquardt als Nachbarschafts- und Begegnungshaus von der Landeshauptstadt Potsdam gefördert wird, stellt sich zurecht die Frage, wer warum diese Räumlichkeiten nutzen darf.
Die hier erkennbare Ausrichtung ist höchst problematisch. Autor*innen mit klaren rechtsextremen Positionen, Verbindungen zur rechten Querdenker – und Coronaleugnerszene wird ein öffentlicher Ort und ein Podium geboten.
Menschen, welche sich für Demokratie und gegen Rechtsextremismus engagieren dagegen – nicht.
Und dies in einem Vorort von Potsdam, wo die einzige weitere für öffentliche Veranstaltungen nutzbare Einrichtung der Landgasthof „Alter Krug“ im Ortsteil Marquardt ist. Dort feierte die AfD gleich mehrmals ihre Wahlpartys, dessen Inhaber signalisierte offen seine Sympathie für ausländerfeindliche Positionen.
Nicht zuletzt hat diese Geschichte einen weiteren brisanten lokalpolitischen Bezug.
Der Verein „Bürgergemeinschaft für gesundes und selbstbestimmtes Leben e. V.“ – „aconitumanimus“ wird nicht nur von der Frau des Beigeordneten Bernd Rubelt geführt und als einziges Vorstandsmitglied vertreten. Nach Einsicht in die öffentlichen Unterlagen hat Bernd Rubelt selbst die Gründungsversammlung des Vereins am 8. April 2023 geleitet und dabei darauf verwiesen, dass „der Verein sei als Forum bestens geeignet, … die Förderung … des demokratischen Staatswesens nach vorne zu bringen.“.

Es wird Zeit, dass die Stadt die Arbeit und Ausrichtung der Kulturscheune Marquardt und das krude Engagement seines Baubeigeordneten genauer unter die Lupe nimmt.

Ich finde es immer wieder feige, wenn unter vermeintlich recherchierte Artikel, kein Autor zu finden ist.
Unter dem Mantel der Anonymität lässt sich viel Blödsinn schreiben.
Dann los: Was ist Blödsinn und keine Tatsache?
Die Quellen sind alle öffentlich zugänglich – bitte überprüfe selber, so wie viele andere Lesende das bereits getan haben. Das meiste steht auf der Webseite des veranstaltenden Vereins. Im übrigen: „Quellenschutz im Journalismus ist das Recht, die Identität von Informanten geheim zu halten, um Missstände aufdecken zu können und die Pressefreiheit zu gewährleisten. Dies ist durch Gesetze wie die Strafprozessordnung (§ 53 StPO) verankert und umfasst das Zeugnisverweigerungsrecht für Journalisten sowie den Schutz vor der Durchsuchung von Redaktionsmaterial. Die Anonymität schützt Informanten vor beruflichen, rechtlichen oder sogar physischen Konsequenzen.“
Es erschüttert mich, dass hier anscheinend Menschen glauben, wo möglich strafrechtlich verfolgt zu werden, wenn sie Artikel schreiben und ihre Meinung darin äußern. Dann glauben Sie wohl nicht mehr an ein unseren funktionierenden Staat, an Meinungsfreiheit und unserer Demokratie. Dann unterliegen sie wohl Verschwörungstheorien. Oder beugen sie so Unterlassungsklagen vor?
Ich finde es äußerst befremdlich, den Kultur- und Heimatverein in die Nähe rechter Ideologien zu stellen. Dieser Verdin steht für die Stärkung des Zusammenlebens in Marquardt. Ich habe in den vielen Jahren, die ich in Marquardt gelebt habe, nicht feststellen können, dass dort solches Gedankengut gefördert wird. Ihr Bericht wirft unberechtigterweise ein schlechtes Bild auf Marquardt.
Hallo Jens,
Das steht da nicht.
Wir monieren in unserer Recherche, dass dort rechte Akteure auftreten dürfen, was gleichzeitig demokratischen Initiativen verweigert wurde.
Das wäre vom Seiten des Vereins ganz leicht zu klären – kannst Du sehr gern weitergeben.
Es geht um zwei verschiedene Vereine: Der Heimatverein ist „Hausherr bzw. -frau“ und bestimmt das Programm der Kulturscheune, die Vermietungen usw. Der andere Verein „aconitumanimus“ ist der Veranstalter der Vorträge. Der Heimatverein kann eine Einmietung wie von „aconitumanimus“ wollen oder halt auch nicht. Oder auch von anderen Bündnissen wie dem „Bündnis für Demokratie im Potsdamer Norden“ – oder halt auch nicht. Die Auswahl derjenigen, die die Einrichtung nutzen können und vom Kulturverein damit in ihrer Arbeit unterstützt werden, ist der Kritikpunkt. Nicht der Verein selber.
#Dann los: Was ist Blödsinn und keine Tatsache?
Nur ein Beispiel:
Das im Artikel erwähnte „…Kinder- und Familienfest…“ fand nachweislich am 22.03.25 in der Kulturscheune in Marquardt statt.
Das Kinderfest des Bündnisses für Demokratie fand am 22.3. statt. Das ist z.B. absolut falsch dargestellt.
Wie wir inzwischen wissen aber nur der der Bedingung, den Veranstalter nicht zu nennen und keine öffentliche Werbung zu machen. Das macht es nicht besser.
-Es wäre schön wenn durchgängig gegendert wird.
-Ist es jetzt Frau Müller-Rubelt, Frau Rubelt oder Frau Müller Rubelt?
Danke für die umfangreiche und gute Recherche.
Nun ein Upgrade? Na da musste man wohl schlecht recherchierte Textteile zugeben.
Das Upgrade ist aber nicht besser. Der neue Teil beinhaltet ebenfalls keine gute journalistische Arbeit.
@N. Held – volle Zustimmung; wichtige Details fehlen weiterhin. Auch das Update macht es nicht besser, ist jedoch ganz offensichtlich genau so gewollt. Ich persönlich kann deshalb den gesamten Text nicht ernst nehmen – zu viel Ideologie, zu wenig Objektivität, weil wegen der schlechten Recherche zu viele Hintergrundinformationen fehlen. Das ist einfach so – schade, dass einige in unserer Gesellschaft nicht mehr in der Lage sind, einander RICHTIG zuzuhören und stur auf ihre eigene Sicht der Dinge beharren. Bevor man sich öffentlich über Dinge äußert, bei denen man nicht dabei war und deren Hintergründe man demzufolge nicht kennen kann, sollte man immer beide Seiten anhören, um vorschnelle Falschaussagen und ungerechtes Schlechtmachen zu vermeiden. Das ist nämlich schlichtweg unfair.
Es ist ein beachtlich diffamierender und nach Rufmord riechender Beitrag. Aufforderung zur Ausgrenzung statt sachlicher Auseinandersetzung. Nennung von Namen im einseitig verblendeten Blickwinkel – und das konsequent durchgehend. Aber konsequent. Nennung von Geschäften und Unternehmen, die dann ggf. angriffslustigen und „andersdenkenden“ Menschen Tür und Tor öffnen. Großes Kino – mit kleinkarierter Denke …
Das ist ein beachtlich diffamierender Kommentar. Aufforderung zur Ausgrenzung, statt sich mit den sachlichen und komplett belegten rechtsextremen Aussagen auseinander zu setzen. Den einseitig verblendeten Blickwinkel setzen Tellkamp, Drescher und co. ganz alleine. Und natürlich ist es wichtig, endlich mal „Ross und Reiter“ zu nennen und zum Beispiel zu zeigen, dass ein Buchladen nicht einfach ohne Kritik mit AFD „Kultur“ – Politiker*innen, Querdenkern und Putinfreunden Geschäfte machen sollte.
Schlimm genug, dass sich in diesem Land kaum noch jemand getraut, dies als „Rechten Kulturkampf“ zu benennen und zu kritisieren.
Deswegen: Ja, großes Kino.
Und schön, dass Ihr Euch getroffen fühlt – so war´s geplant.
Zur Klarstellung: Das Kinder- und Familienfest fand eben NICHT einfach statt. Der KHV hatte eine Veranstaltung des Bündnisses für Demokratie im Potsdamer Norden abgelehnt. So fand das Fest als private Veranstaltung statt und konnte nicht durch das Bündnis beworben werden. Von den Werbeflyern wurden sogar die Ecken abgeschnitten, auf denen das Bündnis genannt wurde. Und dass das Bündnis nach der VA ein paar Fotos auf Insta postete, ärgerte den KHV auch ziemlich. Vergleichbare Probleme scheint der KHV mit der Lesung Uwe Tellkamps nicht zu haben.
Erinnert an Biedermann und die Brandstifter in Marquardt.
Manche Brandstifter tarnen sich auch als Biermänner oder Schriftsteller, und polemisieren vehement gegen die Biedermänner:Innen-Schreibweise, als wenn es nichts wichtiges gäbe.
Zensiert wird von Meta hingegen Kritik an diesen Biedermännern:
https://www.facebook.com/benno.kleist.5/posts/pfbid02g2VYUmJ5aQV38S5eDw6Pz1arMDJzSsBZCf92NtTjH5szx29teXgQXR3dHLfterZSl
Schade, ich wusste von der Veranstaltung nichts. Sonst hätte ich gerne teilgenommen. Mich wundert zunehmend, wie fix die Einordnung „rechtsextrem“ geschieht. Zu verschiedenen Entwicklungen in unserer Gesellschaft gibt es verschiedene Bewertungen, die aus verschiedenen Erfahrungen gespeist werden. Die Zuschreibung „rechtsextrem“ hat sich zu einem Totschlagargument entwickelt. Da braucht man sich nicht mehr mit sachlicher Argumentation zu plagen. Das führt dazu, dass sich viele Bürger in die rechte Ecke gedrängt fühlen und dann letztlich die „Alternative …“ als Alternative wählen.
Nur weiter so mit der Ausgrenzung, das bringt die Wählerzahl für die AfD in die Höhe.
Die Veranstaltung lief im Grunde genauso wie wir vermutet hatten.
Literatur als Feigenblatt für politische Statements – orchestriert von der CDU – Rechtsaußen Saskia Ludwig.
Tenor: Weg mit der Brandmauer gegenüber der AFD und man darf ja wohl noch sagen, dass man Menschen mit anderer Kultur, Hauptfarbe, Sexualität etc. blöd findet.
In einer Atmosphäre mit großer Esoterikdichte durften sich Coronaleugner, Putinfreunde und sogenannte Migrationsgegner als Opfer stilisieren und gegenseitig auf die Schulter klopfen.
Nein – Rassismus, Demokratie – und Menschenfeindlichkeit sind keine Meinung, sondern mindestens die Vorstufe zu Gewalt und Ausgrenzung.
Täglich umgesetzt und praktiziert von rechtsextremen Jugendgruppen auf der Straße in Sachsen, Thüringen und auch Südbrandenburg.