Garnisonkirche abgebrannt

Wir hatten ja versprochen, dass wir wieder online sind, wenn etwas Außergewöhnliches passiert. Nein, der Garnisonkirchenturm wurde nicht abgefackelt, aber die Stiftung Garnisonkirche hat sich indirekt geoutet, dass sie finanziell völlig abgebrannt ist.

Wie sonst ist der peinliche, keinerlei Neuigkeiten enthaltende Artikel in der pnn von heute (07.08.2023) zu erklären? Ein Bettelbrief nach Geld im kleinen „Hofberichterstatterblatt“. Lest selbst: Prominente Spender und moderne Lösungen: Turm der Potsdamer Garnisonkirche soll im Frühjahr eröffnet werden (tagesspiegel.de)

Allein die Überschrift ist Ausdruck für die Verlegenheit und langfristige Handlungsunfähigkeit. Ein Ziegelstein von Frau Merkel wird zur „prominenten Spende“ und bauliche Standards zu „modernen Lösungen“. Peinlich!

Interessant hingegen sind die Aussagen, dass es immer noch keinen „genauen Termin“ für die Freigabe des Turms gibt und, dass die Ausschreibung für die Turmhaube noch ausgeschrieben werden soll. „Das bereiten wir aktuell vor“, sagte Eschenburg der pnn. Gleiches sagte er schon vor Monaten. Zu den noch zu klärenden Fragen gehört auch die Kernfrage der Bezahlung. Das sagt er aber nicht. Ausreichend Geld hat die Stiftung Garnisonkirche weder für die Turmspitze, noch für die Uhren oder anders Beiwerk. Peinlich der Aufruf, weiter Ziegelspenden zu realisieren.

Witzig die Auskunft zu den Besucherinnenzahlen. Nur 60 Menschen dürfen zeitglich im Turm sein. Damit sinkt die Zahl weit unter alle bisher benannten möglichen Besuchszahlen und somit auch Einnahmen. Damit wird das Defizit, welches die Inbetriebnahme des „Aussichtsturms mit Gebetsanschluss“ mit sich bringen wird, für die Stiftung und die evangelische Kirche weiter erhöhen. Bisher wurde mit einer Million Minus pro Jahr kalkuliert. Millionengrab Garnisonkirche – Stiftung mit Rechenschwäche – Turmbetrieb defizitär – Potsdam – Stadt für alle (potsdam-stadtfueralle.de)

Witzig und entlarvend zugleich ist folgende Aussage. „Die Ausstellung soll die Entwicklung der Garnisonkirche von einer Militärkirche zu einem Sammlungsort demokratiefeindlicher Kräfte in der Weimarer Republik, die Bedeutung im Nationalsozialismus bis zur Sprengung des kriegsbeschädigten Turms in der DDR-Zeit beleuchten.“ Mit wahrem Christentum hat keine der genannten Etappen zu tun. Wozu dann der Wiederaufbau als Kirche? Weiter im Text: „So werde die Ausstellung nun chronologisch und nicht nach Themenpaketen geordnet.“ Eine Chronologie zur Nutzung der Garnisonkirche liegt bereits als Buchform vor. Carsten Linke hat diese Chronik schon vor über einem Jahr veröffentlicht. Buchvorstellung Garnisonkirche – Antimilitaristischer Förderverein (antimilitaristischer-foerderverein.de)

Dies bedeutet, dass die Stiftung nicht wirklich Neues in dem kleinen Ausstellungsraum zeigen wird. Das kommt unter anderem davon, dass erst eine Hülle errichtet wird und dann überlegt wird, wie darin etwas Zeigbares untergebracht wird. Ein anderer Grund für die Abkehr von Themenpaketes ist, dass die Stiftung nie vorhatte eine facettenreiche, nicht geschichtsrevisionistische Ausstellung zu realisieren. Sie wollte sich immer schon in der Opferrolle suhlen. Dies wird im „Ruf aus Potsdam“ sehr deutlich. Ruf aus Potsdam (garnisonkirche-potsdam.de) Kriegsopfer, SED-Opfer und kein Wort zur Täterschaft.

Natürlich hat auch die Stiftung Garnisonkirche dazugelernt. Immerhin haben die Kritikerinnen sie ordentlich über zwei Jahrzehnte vor sich hergetrieben. So wurde am Wochenende auch der ehemaligen Stiftungsvorsitzende Ex-Bischoff Huber im neuen bauhaus-museum in Dessau gesichtet. Er wollte sich dort sicherlich kundig machen, wie zukunftsweisendes, gesellschaftsorientiertes Bauen funktioniert und wie es gehen könnte, dass man die Bauform dem Inhalt anpasst. Alles Dinge, die bei der Kopie des GK-Turms missachtet wurden.

Nachdem wir diese Zeilen zusammengeschrieben haben, müssen wir feststellen, dass nichts Außergewöhnliches passiert ist. Denn dass die Stiftung kein Geld hat und die Potsdamer Tageszeitungen das Projekt GK-Kirche sehr unreflektiert begleiten, ist nicht Neues oder gar Außergewöhnliches. Sorry; weiterhin schöne Ferien- und Urlaubszeit.

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