„Wir haben nur kein Geld, aber viele Schulden und eine Menge leerer Versprechen“. So könnte es bei der Stiftung Garnisonkirche auch heißen.
Im August 2024 fragte die MAZ: „Wird es die Garnisonkirchenstiftung mit ihrem Konzept schaffen, die Menschen in der Stadt zu überzeugen? Sprich: Kann man eine Strahlkraft über die eingeschworene Gemeinschaft der Bau-Befürworter hinaus entwickeln?“ Nein lautet die Antwort.
Auch ein Jahr später heißt es immer noch: „Der wiederaufgebaute Turm der Garnisonkirche in Potsdam zieht weniger Besucher an als erhofft. Da ist noch Luft nach oben. Da ist noch Steigerungspotenzial“, sagte der Verwaltungsvorstand der Stiftung Garnisonkirche, Peter Leinemann, der Deutschen Presse-Agentur.
Eine Besucherzahl für die Zeit seit der Eröffnung 2024 oder das erste Halbjahr 2025 wollte Leinemann wieder nicht nennen. Wahrscheinlich weil die Zahl derart weit weg ist von der angestrebten Besucherinnenzahl von 80.000 bis 90.000 Besucher pro Jahr, dass es peinlich wäre. Transparenz war noch nie die Stärke der Stiftung. Keine Auskunft zu Besucherzahlen, zum Kassenstand oder den Spenderinnen, die voraussichtlich auch aus dem rechten Lager kommen. Das belegen zahlreiche Inschriften in den verbauten Ziegelsteinen.
Die Dauerausstellung im Garnisonkirchturm mit dem Titel „Glaube, Macht und Militär“ zieht auch nicht. Auch weil sie sich nicht wirklich kritisch mit der schwierigen Geschichte des Orts auseinandersetzt, sondern eher eine klassische Preußenausstellung darstellt. Die wirklich ernsthaften Auseinandersetzungen mit der Militärkirche und seiner monarchistischen, antidemokratischen und faschistischen Geschichte, muss jede Besucherin regelrecht in Verstecken suchen.
Wie ein Mantra wiederholen die Verantwortlichen des Turmrelikts, dass sie nicht insolvent sind, obwohl sie nicht mal die Kirchenkredite zurückzahlen können und bei öffentlichen Kassen um Fördermittel buhlen. Das Mantra „Wir sind nicht insolvent“ klingt wie das altbekannte „Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen“. Seit Jahren muss die evangelische Kirche ca. eine halbe Million Euro jährlich zuschießen um den Turmbetrieb aufrecht zu erhalten. Das Haus der Demokratie – die längst begrabene Schubert-Idee – war ein Strohhalm, an den sich die Stiftung klammerte. Denn das Haus auf Kirchengrund hätte (Miet-)Einnahmen gebracht und den defizitären Aussichtsturm finanziell abgesichert.
Nun läuft es auf kleinere Brötchen hinaus, die durch den Verbleib des Rechenzentrums und daraus resultierende Pachteinnahmen gegebenenfalls gebacken werden.
Skandalöse an der aktuellen DPA-Presseaktion der Stiftung ist auch die Passage am Ende „An diesem Tag von Potsdam reichte der damalige Reichspräsident Paul von Hindenburg dem neuen Reichskanzler Adolf Hitler vor der Garnisonkirche die Hand.“ Kein Wort darüber, was dieser Handschlag bedeutete. Das Ende der Demokratie. Beginn des 3. Reiches und des Faschismus in Deutschland. Die Koalition des bürgerlichen Kapitals, der Ex-Monarchie und der Faschisten. So geht die Stiftung angeblich „verantwortungsvoll“ mit Geschichte um. Derartiges Herunterspielen leistet dem Geschichtsrevisionismus von rechts Vorschub. Traurig genug, dass viele Zeitungen dies so lapidar übernommen haben. Auch die MAZ.
Auch wenn der Turm seine Haube bekommt und dann die belastende Höhe von 88 Metern erreicht, ist es zwar das höchste Gebäude der Stadt, bleibt aber auch das größte Ärgernis der jüngeren Stadtgeschichte. Eine Symbiose aus kirchlichem Größenwahn und rechtsradikalen Wünschen nach der Vergangenheit. Da hilft auch keine Schirmherrschaft des Bundes.
Ein authentischer Ort der Geschichtsbewältigung kann die Kopie nie werden, sondern lediglich ein Relikt der verkrampften Geschichtsdeutung der Bundesrepublik. Der „Wiederaufbau“ ist ein skandalöser Akt von nationaler Bedeutung.
Stell dir vor, die haben eine Kriegskirche gebaut, und keiner geht hin.