Garnisonkirche zelebriert sich erneut in der Opferrolle

MAZ, PNN, epd und Stiftung vermelden: Garnisonkirche – Erster Abschnitt bis zum Jahrestag der Bombennacht fertig

Genau mit solchen Verknüpfungen suhlt sich die Stiftung Garnisonkirche in der Opferrolle. Wenn nicht die Versöhnung (Verharmlosung) mit der eigenen Geschichte im Vordergrund stehen würde, sondern eine ernsthaft Friedens- und Versöhnungsarbeit, dann wurden die einzelnen Etappen beispielsweise mit dem 8.Mai in Kontext gesetzt werden.

Auch dieser Tag jährt sich 2020 zum 75. Mal und gilt als Wendepunkt in der europäischen Friedensgeschichte.

Der Tag der Befreiung vom deutschen Faschismus wäre eine klare Antwort auf die Geschichte der Stadt und dieser Kirche. Immerhin warb Potsdam ein Jahrzehnt mit dem Titel „Potsdam – Geburtsstätte des Dritten Reiches“ und illustrierte diese Epoche mit der Garnisonkirche (siehe unten). 

Die „Nacht von Potsdam“ (13./14.04.1945) ist die Folge des „Tages von Potsdam“ (21.03.1933) und die Antwort der Alliierten auf millionenfachen Mord und massenhaft zerstörte Städte in ganz Europa.

Bereits der „Ruf aus Potsdam“ aus dem Jahre 2004 ist eine Selbstinszenierung in der Opferrolle. Bis heute weigert sich die Stiftung Garnisonkirche sich der „Täterrolle“ der Garnisonkirche bzw. ihrer Funktion als rechtsnationalistischer, antisemitischer und antidemokratischer Hort in den Jahren des preußische-deutschen Militarismus und Faschismus (1871-1945) zu stellen. Der 88 Meter hohe Turm, mit seinen militaristischen Insignien sollte nicht das Wahrzeichen einer toleranten, weltoffenen Stadt werden.

Die Heuchelei der Stiftung Garnisonkirche überschreitet permanent jede Schwelle des Anstandes. Erst kürzlich, anlässlich des millionsten Ziegelsteins, lies die Stiftung im RBB vermelden, dass der Bau durch Spenden finanziert wird. Derweil wissen alle Interessierten längst, dass die Stiftung bisher nicht mal 10 Mio. € eingesammelt hat. Das sind nicht mal 20 Prozent , der zu erwartenden 50-55 Mio. € Baukosten für den Turm. Die Stiftung verbraucht nach externen Schätzungen jährlich ca. eine halbe Million Euro für Gehälter und Werbung, weshalb der Spendenstand auch eher stagniert als anwächst. Das Spendenaufkommen scheint lediglich der eigenen Kostendeckung zu dienen.

Über die wirklich verfügbaren Mittel hüllt sich die sonst so plauderfreudige Stiftung in Schweigen.

Die öffentliche Hand ist bisher der Hauptfinanzier des Vorhabens. Mehr als 23 Mio. € von Bund, Land und Kommune stecken bereits im Vorhaben oder stehen in Aussicht. Inklusiver aller Nebenkosten (z.B. Umzug des ZIT) hat die öffentliche Hand bereits 100 Mio. Euro ausgegeben, um diesen umstrittenen Symbolbau des preußischen Militarismus und deutschen Nationalismus/Faschismus zu ermöglichen.

Wer seine baulichen Etappen, mit den „Opfertagen des deutschen Faschismus “ verknüpft, schürt bewusst die Gemeinsamkeit mit den alten und neuen Rechten!

Dieser Forderungen bleiben weiterhin aktuell:

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2 Kommentare

  1. Die Auseinandersetzung MIT der Garnisonkirchenstiftung muss weitergehen, und zwar auch GEGEN diese Stiftung. Dialog ist wichtig, aber mit den Institutionen der Stadt, mit den Bürgerinnen und Bürgern, auch mit der Kulturpolitik auf nationaler Ebene – aber NICHT mit dieser Stiftung, bei der sich Täter mit sich selbst versöhnen – auch noch auf Kosten der Steuerzahler, UND was wichtiger ist, zu Lasten einer dringend zu reflektierenden GESCHICHTE. Der Turm wird ein Wallfahrtsort für die, vor denen der Bundestag gestern glaubwürdig gewarnt hat.

  2. Liebe Redaktion, große Zustimmung zu dem Text. – Ich erlaube mir den Hinweis auf meine Lesung am 12.3.2020, 18.00 Uhr, im „Kosmos“ im RZ. In meinem – im Rechenzentrum entstandenen – Roman „Hartenstein. Bd. 3: Der Enkel vorne links“ gibt es mehrere Kapitel zur Auseinandersetzung mit der Potsdamer Geschichte im 20. Jahrhundert einschließlich unserer jetzigen Debatten. – Vielleicht sehen wir uns? Beste Grüße, Wolfram Adolphi

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