Versöhnung bei den Garnisonskirchlern – endlich mal ein Papier dazu?!
Carsten Linke/ 23.05.2018
In einem Beitrag der PNN beschreibt die Stiftung Garnisonkirche heute erstmals Themenfelder für ihr geplantes „Versöhnungszentrum“ in der Turmkopie des ehemaligen Militär- und Kriegstempels: Garnisonkirche Potsdam. Am Dienstag nächster Woche wollen die Verantwortlichen ihr Projekt im Detail vorstellen.
14 Jahre haben die angeblichen „Versöhner*innen“ gebraucht, um ansatzweise aufzuschreiben, was sie in der Turmkopie thematisieren wollen! Endlich mal ein Papier dazu! Auch falls es nicht viel taugt; zumindest können sich Interessierte demnächst endlich mal mit etwas Ausgearbeiteten statt mit Worthülsen beschäftigen.
Ein Thema ist natürlich die Verbindung von Kirche und Staat, sowie der Tag von Potsdam. Dieser wird als „korrumpierte Sehnsucht“ betitelt. Wir dürfen gespannt sein, welche queren Betrachtungen dort angestellt werden. Schon der Titel zeigt, dass es wohl eher um die Versöhnung mit der eigenen Vergangenheit geht, als um echte Aufarbeitung des Tages, als Ergebnis einer jahrzehntelangen Tradition von nationalistischer Denk- und Militärkultur an diesem Ort.
Hoffentlich wird die PNN nicht um Mithilfe bei den Inhalten gebeten, sondern Wissenschaftler*innen beauftragt…
„Der zweite Themenkomplex steht unter dem Motto „Freiheit und Widerstand“.
Mit der Aussage: „Darin will man sich mit dem militärischen Widerstand am 20. Juli 1944 auseinandersetzen – für viele Widerständler gegen Hitler war die Garnisonkirche quasi die Hauskirche.“[1] macht Herr Straube deutlich, dass er offensichtlich Schein und Sein bzw. oder Ursache und Wirkung verwechselt, aber zumindest die historischen Fakten leugnet.
Ja, es gab Männer, die an der Verschwörung vom 20. Juli 1944, dem sogenannten Widerstand teilnahmen und in die Garnisonkirche zu Gottesdiensten und nationalen Veranstaltungen gingen. Graf von Schulenburg, einer dieser Verschwörer und zeitgleich Angehöriger der Militärgemeinde. Wer Grünzigs gut recherchiertes Buch über die Garnisonkirche gelesen hat, weiß, dass von Treskow, von Hardenberg, von Hase u.a. zwar während ihrer Laufbahn in Potsdam stationiert, aber längst an anderen Orten eingesetzt waren.[2] „Bei einigen lag die Potsdamer Dienstzeit in den frühen zwanziger Jahren.“[3]
Aber auch ganz ohne diese Fakten, müsste jedem klar sein, dass eine Kirche noch lange keine Schule ist, nur weil ein Lehrer diese Kirche besucht. Diese Kirche war kein Ort, an dem sich Widerstand organisierte. Die Garnisonkirche hat sich nie gegen die Kriegstreiberei gestellt. Nicht umsonst hat sich die hiesige Evangelische Kirche damals entschlossen, die Zivilgemeinde in Heilig-Kreuz umzubenennen und kein Geld in den Wideraufbau der historisch-kontaminierten Ruine zu stecken.2
[1] http://www.pnn.de/potsdam/1286344/
[2] Matthias Grünzig „Für Deutschland und Vaterland“, Metropol-Verlag 2017
[3] Bodo Scheuring „Henning von Treskow. Ein Preuße gegen Hitler“ 2004