In Potsdam nichts Neues …
In den letzten
Wochen gab es eine Menge neuer Nachrichten vom Potsdamer
Wohnungsmarkt.
Leider sind die – wie so oft – wenig erfreulich
für die Mehrheit der Menschen, die eine neue, bezahlbare Wohnung in
der Stadt suchen. Sie werfen im Gegenteil, ein Schlaglicht darauf,
wie und von wem in Potsdam welche Wohnungen gebaut und angeboten
werden.
Vieles davon haben uns Mieter*innen aus Potsdam mitgeteilt und gebeten, das öffentlich zu machen.
Anlage – und Luxusbauprojekt in Babelsberg
Seit etwa einem Jahr
wird auf dem Gelände der früheren Dokfilmstudios der DEFA in Alt
Nowawes gebaut. Dort entsteht ein Anlageobjekt mit insgesamt 181
Wohnungen. Dies werden ausschließlich Eigentumswohnungen mit Preisen
von 4600 bis 5500 € pro m² – wie die PNN am 31.10.2019
berichtet. Höchstens 10 – 20 % der Wohnungen gingen an
Selbstnutzer*innen, der Großteil an Kapitalanleger im In – und
Ausland. Das Immobilienunternehmen Arbireo Capital Group aus
Frankfurt/ M. ist darauf spezialisiert, Immobilienfonds für private
und institutionelle Anleger aufzulegen, Grundstücke in guten Lagen
zu erwerben und dort Anlageobjekte zu bauen. Laut PNN kamen
Interessent*innen aus dem Stadtteil „leider zu spät“.
Für
alle, die sich das Rechnen sparen wollen: Bei einem Kaufpreis von
durchschnittlich 5000 € pro m², für eine 80 qm Wohnung wären
dann 400 000 €. Wenn die Kapitalanleger diese 400 000 € innerhalb
von 15 Jahren ohne Gewinn zurück haben wollen, müssten sie
monatlich 2222 € Miete nehmen, wie gesagt ohne Gewinn! Bei 30
Jahren wären das immer noch 1111 € Miete für eine 80
qm
Wohnung ohne Gewinn und ohne alle anderen anfallenden Kosten. Dazu
kämen noch die Kosten für eine Immobilienverwertungsgesellschaft,
nach einigen Jahren der Weiterverkauf, Betriebskosten,
Wertsteigerungen u.s.w.. Dies alles in einem Quartier, wo immer noch
viele Menschen in kleinen Wohnungen zu gerade so verträglichen
Mieten wohnen, nahe am Karli. In der Wollestraße 52 kämpft eine
Mieter*innengruppe seit Jahren um ihr Haus und verzweifelt schier an
den Auflagen und Hürden von Stadtverwaltung und Stadtkontor. Bei
einem Anlageobjekt wie dem beschriebenen scheint es dies alles nicht
zu geben.
Ein neues Boardinghaus in Potsdam West
In der Zeppelinstraße in Potsdam West entsteht ein neues Boardinghaus. Laut MAZ vom 5.11.2019 wird dort ein großes Langzeit – Hotel mit über 100 Appartements entstehen. Boardinghäuser sind im Trend – auch in Potsdam. Sie bieten möblierte Wohnen – eigentlich für Menschen, die nur für eine kurze Zeit eine Wohnung in der Stadt brauchen – Monteure, Referent*innen, Student*innen. Der besondere Clou ist: Durch die Kurzzeitvermietung und Möblierung unterliegen sie keinem Mietrecht, keiner Mietpreisbremse. Im Grunde kann man die Wohnungen so wie in Hotels vermieten: 100 € / Nacht bedeuten 3.000 € im Monat – und das für Wohnungen von 50 – 80 m². Über die Realität haben uns Mieter*innen auch aus der Zeppelinstraße oder der Lindenstraße berichtet. Oft erhalten die Mieter*innen Verträge über ein halbes Jahr, dann wieder einen neuen Vertrag und immer so weiter. Immer öfter leben in Boardinghäusern, in möblierten Appartements Menschen, die anderswo keine Wohnung in Potsdam finden und das nicht zeitweise, sondern dauerhaft. Und sie bezahlen dafür kaum vorstellbare Mieten. In Berlin hat man diese Form von Zweckentfremdung von Wohnraum längst erkannt. Der Mietendeckel wird auch für möblierte Appartement gelten. In Potsdam wuchern Boardinghäuser, möblierte Appartements für Student*innen und in solche Wohnformen umgewandelte Mietshäuser weiter.
Angebotsmieten in Potsdam
Wir haben uns mal wieder auf den Immobilienportalen für die Stadt Potsdam umgeschaut und sind fündig geworden.
So bietet Semmelhaack seine Wohnungen am Hauptbahnhof natürlich längst nicht mehr unter 10 €/ m² an, wie anfänglich versprochen. Mietsteigerungen und Neuvermietungen haben die wenigen verfügbaren Angebote schnell auf 10,40 €/ m² steigen lassen, wie bei eine angebotenen Singlewohnung im Juli 2019:
Auch die ProPotsdam
nimmt natürlich mit, was der Markt ihr „erlaubt“.
Dies
bedeutet konkret, in ihren Neubauprojekten kommen sie inzwischen auch
auf Mieten weit über 10 €/ m². Im Neubauprojekt in Waldstadt am
Tiroler Damm sind es 11 €/ m².
Aber natürlich geht auch noch höher.
Auch in Waldstadt – nicht gerade die Innenstadt, Babelsberg oder Berliner Vorstadt.
Trotzdem reicht es bei einem Bauprojekt der BUWOG Immobilien Treuhand GmbH in der Brunnenstraße für 12 €/ m². Dazu kommen hier noch Garagenstellplätze, Provision, Kaution etc.
Übrigens sind alle drei Angebote heute nicht mehr verfügbar.
Dafür kann man in Potsdam immer mehr möblierte Wohnungen zu kaum vorstellbaren Preisen mieten. In Babelsberg Nord wird eine 50 m² große Wohnung für 1.200 € Miete angeboten.
Das Bild zeigt immerhin ein paar Sessel als Alibi – Möblierung. Die genaue Adresse muss man sich beim Anbieter – der HomeCompany Berlin Thomas Fierus & – erfragen, so recht scheinen auch diese nicht sicher zu sein, ob dieses Geschäftsmodell wirklich rechtlich sauber ist.
https://www.immobilienscout24.de/expose/112167733#/
Potsdam im Herbst 2019.