Corona ist nach katholischer Betrachtung die Schutzpatronin des Geldes. Gedanken zur Weihnachtszeit.
Schon vor Wochen wurde entschieden, es gibt keinen Weihnachtsmarkt in Potsdam. Der alberne „blaue Lichterglanz“ reduziert sich auf den Weihnachtsbaum am Brandenburger Tor. OBM Schubert in der Kutsche mit dem Weihnachtsmann bleibt uns auch erspart. Was bleibt? Schwibbögen und Krippen! Viele Weihnachtskrippen verbinden die Bilderwelt der Adventszeit mit jener des Dreikönigsfests. Diesmal steht ein etwas andere Dreikönigstreffen an. Die unheiligen drei Könige heißen diesmal SARS-CoV-2, ASF-V und H5N8. Diese Viren sind die Könige der Zeit und bestimmen unseren Alltag. Sie lassen nicht bis zum 6. Januar auf sich warten. Ganz im Gegenteil – sie sind schon da. Angekündigt haben sie sich bereits zu Jahresbeginn.
Die aktuellen Corona-Einschränkungen, könnten das „Fest der Liebe“ ggf. zu dem machen, was es früher einmal war – ein besinnliches Fest. Ein Kontrapunkt zu einen Fest(ival) des besinnungslosen und bedeutungsleeren Kommerzes. Corona als Symbol der Reglementierung oder als heilige Schutzpatronin.
Luther war es, der um 1535 das Schenken vom Nikolaustag auf den Heiligen Abend verschob und den Grundstein für die Erwartungen der heutigen Handelsindustrie legte. Eine Ich-bezogene Gesellschaft, mit stetig sinkenden Werten von Miteinander und Solidarität taten ihr übriges. Ebenso die steigende Zahl der nicht gläubigen Menschen und die Abkehr von den traditionellen Kirchen.
In Brandenburg ist vor einigen Tagen der vierte Fall von Vogelgrippe (auch Geflügelpest genannt) bestätigt worden. Wie das Verbraucherschutzministerium am 4.12. mitteilte, wurde im Landkreis Havelland eine Graugans positiv auf H5N8 getestet. Am 10. September 2020 erfolgte erstmals eine Bestätigung des Ausbruchs der afrikanischen Schweinepest (ASP) in Brandenburg im Spree-Neiße-Kreis durch das Friedrich-Löffler-Institut. Bereits im Nov/Dez 2019 gab es entsprechende Meldungen in den Nachbarstaaten. Wenige Tage später, am 31. Dezember 2019 wurde der Ausbruch einer neuen Lungenentzündung mit noch unbekannter Ursache in Wuhan in China bestätigt. Heute kennt JedeR Covid-19.
Doch was haben wir bisher daraus gelernt? Was lernt unsere Gesellschaft daraus? Sind diese drei Pandemien nur Einzelfälle oder sind sie ein weiterer Beleg für unsere umweltzerstörendes Verhalten? Wie lange wollen wir noch Massentierhaltung gutheißen? Wie viele Pandemien und wissenschaftliche Warnungen brauchen wir noch, um grundsätzlich umzusteuern?
Natürlich ist es leichter, den politischen Ausnahmezustand auszurufen und sich dann mit Vorschlägen zu Lockerungs- oder Verschärfungsmaßnahmen zu überbieten; von Landesfürst*in zu Landesfürst*in, von Fürstentum zur Kanzlerin und umgekehrt. Statt Weihnachtsmarkt erleben wir einen Jahrmarkt der Vorschläge. Aktuell entbrennt ein Selbstdarstellungs-Wettbewerb der Politik um das Weihnachtsfest und einen Kurz-Shutdown über Silvester bis zum Drei-Königs-Treffen. Ein tägliches Hin und Her zwischen Lockerungen und Lockdown. Volksnähe kontra „Volksgesundheit“. Vielleicht ist es der Zauber der Weihnacht der die Logik verdrängt: Lockerungen zum Fest der Liebe! Dem Treiben folgt dann der Monat der Trauer, der Beerdigungen. Rund um den Drei-Königs-Tag würden die Sterbezahlen deutlich steigen.
Die aktuelle Entwicklung der Ansteckung und Todesraten zeigt auch, dass der kulturlose Teil-Lockdown seit Anfang November nichts brachte. Vielleicht wurden die falschen Branchen geschlossen? In jedem Kino konnten bis Ende Oktober durch klar geregelte Platzzuordnungen die AHA-Regeln eingehalten werden. In Bau-, Super- oder anderen Märkten ist dies bis heute nicht der Fall. Von Auto- und Fleischfabriken ganz zu schweigen. Corona ist die Schutzheilige des … was? Der Politik? Des Geldes? Beides?
Wir wollen teilhaben! Teilhaben am Überbieten mit Vorschlägen zur Corona-Weihnachtszeit:
Unser 1. Vorschlag: Das Sternsingen sollte dieses Jahr den Kindern verboten werden. Nicht wegen der Ansteckungsgefahr, sondern aus Nächstenliebe. Dieses Jahr sollten nur die Künstler*innen, Kinobetreiber*innen und Gastwirt*innen singen gehen. Denn die Tradition des Dreikönigsingens, auch Sternsingen genannt, geht auf mittelalterliche Heischebräuche zurück. Diese wurden seit dem Mittelalter genutzt, um sich in der kalten Jahreszeit ein Zubrot zu verdienen. Wer, wenn nicht die vom politischen Showdown betroffenen Kultur-, Kunstschaffenden und die im Gast- und Hotelgewerbe Tätigen, hätten es dieses Jahr nötiger?
Unser 2. Vorschlag: Alle Parlamentarier*innen in Bund und Land verzichten rückwirkend zum 1. März 2020 auf 25 Prozent ihrer Bezüge. Die Begründung ist einfach: mit den ganzen Sonderregeln ging die Handlungshoheit an die Kanzlerin und die Landesfürst*innen über. Die Parlamente werden lediglich noch informiert. D.h. die komplizierte Arbeit der Gesetzgebung und des Abwägens von Für und Wider obliegt nicht mehr den Parlamentarier*innen. Diese Fast-Kurzarbeit sollte entsprechend honoriert werden. Wir alle müssen doch den Pandemiegürtel enger schnallen. Das gesparte Geld sollte Bedürftigen zukommen. Davon müsste es 2020 mehr als sonst geben.
Unser 3. Vorschlag: Alle unseren andersgläubigen Mitmenschen bekommen ebenfalls zu ihren wichtigsten Glaubensfesten (z.B. zu Ramadan, Jom Kippur, orthodoxen Weihnacht, …) gegen Vorlage ihrer „Religionszugehörigkeitsbescheinigung“ 10 Tage lang die Erlaubnis, die Verwandtschaft (aus bis zu 10 verschiedenen Haushalten) einzuladen und in Saus und Braus – oder je nach religiöser Festregel – zu feiern, sich zu Umarmen und Corona-Roulette zu spielen. Eine Geste der Toleranz. Ganz im Sinne eines „Neuen Toleranzedikts“. Denn in der Krise zeigt sich wahre Toleranz.
P.S. Auch wenn in der katholischen Kirche die „drei Könige“ als Heilige verehrt werden, so sind doch Zweifel an der Geschichte angebracht. Sie wurden der Legende nach durch den Stern von Betlehem zu Jesus geführt. Im Neuen Testament werden sie nicht als „Könige“ bezeichnet, auch gibt es keine Angabe über ihre Anzahl. Diese Angaben entstammen einer umfangreichen Legendenbildung, die erst im späten 3. Jahrhundert ihren Anfang nahm. Die geläufigen Namen Caspar, Melchior und Balthasar werden erstmals im 6. Jahrhundert erwähnt. Zum Glück war die Erde damals noch eine übersichtlich große Scheibe und Maria konnte ihr Kind ganz unbefleckt im Stall von Bethlehem zur Welt bringen. Direkt zwischen den Tieren – zwischen Ochs, Esel und Schaf – ganz ohne Virengefahr. Ein krippales Wunder.