von Carsten Linke
„Für ein historisches Kirchenschiff hat er alles vorbereitet.“ sagt Architekturkopist Albrecht gegenüber der MAZ am 11.Oktober. Apostelgleich wird er zum Sprachrohr derer, die am Tisch der Stiftung Garnisonkirche sitzen und mit Altbischof Huber steuerfinanziertes Brot essen und Wein trinken. Es war nicht anders zu erwarten, dass einer der Aufbaujünger dieser Tage pressewirksam und arrogant in Erscheinung tritt.
Nachdem Anfang Oktober die Tagung „Gott mit uns! Das schwierige Erbe des Nationalprotestantismus“ im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Berlin stattfand, und im Deutschlandfunk [1] sowie in Kirchenzeitungen [2] (nur nicht in MAZ und PNN) reflektiert wurde, musste eine Gegenreaktion erfolgen. Die zweitägige Tagung gab Denkanstöße zum Thema des preußisch-deutschen Nationalprotestantismus und Impulse für die zukünftige Ausgestaltung des Gesamtensembles am Erinnerungsort Garnisonkirche Potsdam. Dabei wurden Fragen nach dem Zusammenhang von Nationalismus und Protestantismus gestellt. Altbischof Huber war den vielen fachlichen Argumenten nicht gewachsen. Selbst vom eigenen wissenschaftlichen Beirat kam Kritik.
Der Politikwissenschaftler Hajo Funke stellte fest: die Garnisonkirche stehe für die „Initiierung der Totalherrschaft“ im NS-System und lasse sich nicht davon trennen. Deshalb sei ein Bruch notwendig, der neue Turm sollte als Zeichen der Umkehr unvollendet bleiben. Es spreche „mehr für eine Ruine“ als „Wunde, an der wir arbeiten können“. Deshalb passt die Äußerung Albrechts als Kontrapunkt in die Zeit. Statt Baustopp mit Deckel und Nagelkreuz drauf, protzt Kopist Albrecht damit, dass er bereits den Acker für das komplette Gotteshaus bestellt hat.
Thomas Albrecht arbeitet sich an den Symbolbauten in Potsdam und Berlin ab. Zu der Dreifaltigkeit seines Glaubens ans schöne Gestrige und seines einfältigen Schaffens gehören die Kopien des Humboldt-Forums, des Palais Barberini und die des Turms der Garnisonkirche. Letzteren hält er für signifikanter als das Forum in Berlin und trotzdem nur für „das Servicegebäude für das Schiff“ [3]. Er hat den zweiten historisierenden Bauabschnitt bereits im Detail vorgeplant. Vor seinem inneren Auge steht schon das nutzlose Kirchenschiff. Auch das Rechenzentrum ist schon weg. „Das muss abgerissen werden. Es gibt keine rechtliche Handhabe, das zu verhindern. Es ist eigentlich schon passiert“, sagt Thomas Albrecht bei seiner Führung übers Baufeld auf Nachfrage. Natürlich gibt es diese rechtliche Handhabe. Es bedarf nur des politischen Willens seitens der Stadt und eines einzigen versöhnlichen Gedankens der Stiftung.
Über die militärische Symbolkraft der Schmuckelemente am Kirchturm sagt Albrecht: „Wenn man Geschichte nachbaut, muss man auch diese Sachen nachbauen. Es gibt zwar Diskussionen, aber das muss man aushalten.“ Um sich im nächsten Atemzug über alle Bedenken zum Kirchenschiff hinwegzusetzen. Die Einwände, dass es weder ein Konzept noch Geld für das Kirchenschiff gibt und auch dass die evangelische Kirche den historischen Nachbau ablehnt, lässt er nicht gelten. Mehr als 100 Mio. € würden dafür notwendig werden, wenn nach heutigen Preisen kalkuliert wird. Nicht einmal 10 Mio. € Spenden haben die Kirchenliebhaber bisher für den 50 Mio. € teuren Turm zusammen bekommen. Lächerlich!
Geschichte nachbauen, unreflektiert, ist der Beginn von Geschichte relativieren, ein Schritt zu Geschichte revidieren und das Einfallstor für die, die Geschichte gern neu erzählen wollen. So verhilft architektonischer Kleinmut der neuen wie alten Rechten zu Hochmut. Die unkritische Arroganz Albrechts ist Teil des Hochmuts der Stiftung Garnisonkirche und deren Befürworter*innen. Falls die Stiftung irgendetwas aus den Debatten der letzten Jahre gelernt hat, dann sollte sie sich zu Thomas Albrecht kritisch äußern – öffentlich.
Kopist Albrecht ist scheinbar einer von den Menschen, die gern mit öffentlichen Geldern sich selbst verewigen und damit prahlen wollen. Die Armseligkeit der Tatsache, dass er das Gipsmodell eines barocken Helms mit Federbusch für sein Eigenheim „gerettet“ (sprich entwendet) hat, um sein privates Treppenhaus zu schmücken und damit auch noch öffentlich angibt, sagt alles. Einfältigkeit.
Geschichte erinnern, Verantwortung lernen, Versöhnung leben. Eine andere einfältige Dreifaltigkeit. Versöhnung kann nicht eingefordert oder von Täter*innen verlangt werden. Dies können uns nur die Opfer anbieten. Die Versöhnungsfloskel ist eine Zumutung für die Opfer der Soldaten, die in dieser Militärkirche ihren Segen erhielten und über viele Teile der Welt den Tod brachten.
Verantwortung lernt niemand, wenn er wie im „Ruf von Potsdam“ Geschichte verfälscht und an die Reflexe des Nationalprotestantismus und seine Unschuldsbekundungen nach dem Weltkrieg anknüpft. Es ist wichtig Geschichte zu erinnern, auch die der Hof- und Garnisonkirche. Aber dazu benötigt auch niemand eine Originalkopie. Geschichte erinnern, kann täglich am Platz der Einheit* und vielen anderen Orten in dieser Stadt erfolgen. Jeder einzelne Stolperstein macht dies deutlich. *Auch die evangelischen Kirchen haben Jahrhunderte komplett versagt gegenüber den Deserteuren, Antifaschist*innen/Kriegsgegner*innen und der jüdischen Bevölkerung.
Die, die rund um Altbischof Huber an der großen Tafel der Stiftung Garnisonkirche sitzen und auf Kosten der Steuerzahler*innen reichlich Brot essen, Wein trinken und Wasser predigen, haben nicht nur den Bezug zum 21. Jahrhundert verloren, sondern auch zur Geschichte. Die Geschichte von Protestantismus und Politik im 19. Und 20. Jahrhundert ist durch das komplexe und belastete Verhältnis zur Nation geprägt. Im kaiserlichen Deutschland setzte der Nationalprotestantismus einen radikalen, politischen Ton, im Ersten Weltkrieg formulierte er die Siegespolitik mit und in der Weimarer Republik öffnete er weite Teile der deutschen Bevölkerung für den Nationalsozialismus. Und genau für diese Traditionslinie ist die Garnisonkirche, vor allem ihr Turm, ein zur Ikone gewordenes Symbol. Da helfen auch keine auf Frieden ausgerichtete Füße. Helfen würden Taten, Umkehr und Diskurs.
Doch selbst diesen will Altbischof Huber nicht wirklich: Er bekundet zwar, dass er die Recherchen der Projektgegner*innen (die alle ehrenamtlich tätig sind) positiv sehe. Aber zeitgleich rief er die Kritiker*innen auf, zurückhaltender zu debattieren. Die Art der Diskussion sei „spendenabschreckend“.
Lieber Herr Huber, das ist unsere Absicht gewesen und bleibt sie auch. Wir hoffen auch, dass die neue Bundesregierung den Geldhahn endlich zudreht. Denn zu einem öffentlich finanzierten Projekt muss es auch eine breite öffentliche Debatte geben. Auch die Historikerin Agnieszka Pufelska empfahl, anstelle der Kirche ein kritisches Museum des preußischen Militarismus zu schaffen. Dies würde der Stadt und der Gesellschaft mehr bringen als ein weiterer Musiksaal in der Hülle des Kirchenschiffes, wie es sich Mitteschön und Architekturkopist Albrecht erhoffen.
[1] Beitrag über die Tagung ‚Gott mit uns – das schwierige Erbe des Nationalprotestantismus‘ im DLF nach 20.10 auf dem Sendeplatz ‚Aus Kultur und Sozialwissenschaften‘ gesendet.
[2] www.die-kirche.de/nr.40/10.Oktober2021 FOKUS Seite 3
http://www.die-kirche.de/nr.40/10.Oktober2021%20FOKUS%20Seite%203
[3] MAZ-online vom 11.10.2021
Olaf Scholz, der möglicherweise der nächste Bundeskanzler wird, hat als Bundesfinanzminister schon einmal den Geldhahn für die antisemitische, antislawische, kriegstreiberische Garnisonkirche zu Potsdam aufgedreht.
Es steht zu befürchten, dass Olaf Scholz weitere Millionen hart erarbeiteter Steuergelder in diesen abstossenden Schandbau der deutschen Geschichte versenkt.
Auch Annalena Baerbock scheint nicht die geringste Ahnung zu haben, um was für ein Symbol es sich bei der Garnisonkirche zu Potsdam handelt.
Bei einer Diskussion in Babelsberg sprachen sowohl Baerbock als auch Scholz ständig von der „Garnisonskirche“ mit S, wo kein S ist. Die Verantwortlichen haben wahrscheinlich nicht mal die geringste Vorstellung von dem, wie wichtig die Potsdamer Garnisonkirche für die Rechtsextremisten ist, und für niemanden sonst.
Stolpe etwa hatte keine Hemmungen, das Lied Märkische Heide zur brandenburgischen Landeshymne zu erklären. Ab 1933 wurde das Lied, teilweise auch in der Hakenkreuz-Version, in Wehrmacht, SS, SA und HJ gesungen und in Volksliederbüchern abgedruckt.
Sämtliche Persönlichkeiten, die sich für den Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche eingesetzt haben, sollten die Ehrenbürgerschaft Potsdams bekommen, damit sie sich einreihen können in diese Namenliste: Hindenburg, Hitler, Göring, Goebbels und Frick, die allesamt Ehrenbürger Potsdams waren.