Stadt soll Kirchenschiff bauen und RZ abreißen

Das ist das „übersetzte“ Ergebnis der Kuratoriumssitzung der Stiftung Garnisonkirche vom 18.02.2023. Füllworte wie „Haus der Demokratie“, „ergebnisoffene Machbarkeit“ und „Miteinander“ sind nur semantisches Blendwerk.

Die seitens der Stiftung nun aufgemachten Forderungen lauten u.a.:

„Die Kubatur des ursprünglichen Baus muss Ausgangspunkt der Überlegungen sein“ und aus städtebaulichen und inhaltlichen Gründen „müsse ein angemessener Abstand zur Nachbarbebauung (dem Rechenzentrum) gewährleistet sein.“ (PM der Stiftung GK)

Diese Forderungen bedeuten nichts anderes als ein Abriss des RZ, denn schon die „ursprüngliche Kubatur“ des Kirchenschiffes würde einen Teilabriss des RZ erfordern. Ein „angemessener Abstand“ – ein sehr deeeehnabrer Begriff, umschreibt nichts anderes als die stets wiederholte Abrissforderung, da neben dem Teilabriss jeder weitere „Abstandabriss“ zum Komplettabriss führt.

Die Garnisonkirchenstiftung stimmt bei ihrer Klausurtagung zwar theoretisch einer „ergebnisoffenen Machbarkeitsstudie“ zum „Forum an der Plantage“ zu, macht aber Forderungen auf, die sie als Vorrausetzzungen für diese Marchbarkeitsstudie sieht. Somit legt sie das „städtebauliche“ Ergebnis, die Kubatur und die notwendigen Abrisse fest. Gleichzeitig sieht sie die Chane, dass die Stadt die Lücke füllt, die das eigene finanzielle Unvermögen gerissen hat: Ein Schiff für den Turm!

Unter den Stadtverordneten ist die Idee eines Hauses der Demokratie nebst Plenarsaal umstritten. Das wurde am Freitag in einer Sitzung mit der Stiftung deutlich. Einige Parteien/Gruppen haben klare Positionen. Lediglich die Mitglieder der Rathauskooperation geraten ähnlich der Stiftung bei Thema Forum Plantage/Haus der Demokratie ins verbale Schwadronieren ohne konkret zu sagen was sie wollen, was sie als Kompromiss betrachten oder wo ihre Deadline ist. Sie sind sich nicht einig aber sie sind bereit eine halbe Million Euro für einen Prozess auszugeben, dessen grundsätzliches Ergebnis durch die o.g. Bedingungen der Stiftung schon vorgegeben ist.

Wenn die Rathauskooperation aus SPD, Grünen und Sozial.Linke mit ihrer knappen Mehrheit jetzt noch FÜR eine Machbarkeitsstudie in der SVV stimmt, stimmt sie den oben genannten Plänen und Vorbedingungen der Stiftung Garnisonkirche zu. Sie machen sich zu Handlanger:innen der Stiftung Garnisonkirche. Sie missachten gleichzeitigt den Willen der Bürger:innen und ihre eigenen Beschlüsse „Kein städtisches Geld für die Stiftung Garnisonkirche und den Wiederaufbau der Garnisonkirche.“

Die grundsätzliche Frage: Wie gelangt das Grundstück des Kirchenschiffes in die Verfügung der Stadt wurde nicht thematisiert. Dies sollte aber eine Vorbedingung der Stadt sein! Bauen auf eigenem Grund. Der Plenarsaal sollte nicht zum Spielball einer kirchlichen Einrichtung werden. Die Stadt sollte nicht per Pacht oder ähnlichem zum Finanzier der Stiftung werden und somit deren langfristigen finanziellen Defizite beim Turmbetrieb ausgleichen.

Nachdem der Staat den Turm finanziert hat, soll nun die Stadt die Kubatur des Kirchenschiffes bezahlen … und darf dafür mit seinem Souverän darin tagen. Das ist eine seltsame Trennung von Kirche und Staat. Und gerade ein angeblich „linkes, soziales, weltoffenes Bündnis“ lässt sich so von einer religiösen Interessengruben einspannen und schafft eventuell sogar in den nächsten Wochen die parlamentarischen Voraussetzungen dafür.

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4 Kommentare

  1. Super wenn die komplette Kirche rekonstruiert wird!!!!
    Für alles ist Geld da, dann bitte auch für solche Städte prägenden schönen Bauten
    Unser Städte werden schon genug mit Glaspalästen und zweckmäßigen Betonbauten verschandelt

    Hubert

  2. Ich finde es eine Frechheit, daß die Erben der Kulturbarbaren, die die Sprengung eines der bedeutendsten Potsdamer Baudenkmale veranlaßt haben, sich wieder anmaßen den Wiederaufbau des Kirchenschiffes der Garnisonskirche zu verhindern und eine solche Scheußlichkeit, wie das Rechenzentrum erhalten wollen. Ich stehe voll und ganz für den gesamten Aufbau der Garnisonskirche Potsdam.

    1. Ich bin für den kulturhistorischen Wiedersufbau der Garnisionskirche. Deutschland hat durch den Naziterror und den folgenden Krieg genug historische Identität verloren. Ich bin auch der Meinung, dass eine Minderheit mit fadenscheinigen Argumenten das Rekonstruktionsprojekt nicht weiter verzögern sollte. Das Rechenzentrum ist ein Schandfleck einfallsloser und billiger Architektur.

      1. Es gibt in dieser Stadt seit vielen Jahren deutliche Hinweise, dass eine Mehrheit der Stadtgesellschaft den Wiederaufbau der Militärkirche ablehnt. Dazu trägt auch bei, dass inzwischen historisch unumstritten ist, dass der Naziterror im Falle der Garnisionskirche genau dahin zurück gekommen ist, wo er einen geistigen Ursprung und ideologischen Hort hatte. Und zuletzt: Es gibt in Potsdam kaum ein lebendigeres Quartier als das Rechenzentrum.

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