Stadtplanung komisch…

Falsche Stadtplanung

Im Bornstädter Feld soll jetzt das nächste und letzte Baufeld ausgewiesen werden – für Einfamilien – und Reihenhäuser.

Das ist gleichzeitig die nächste gravierende Fehlplanung bei der Stadtentwicklung in Potsdam.

Eigentlich lernen dies SchülerInnen im Fach Geografie schon in der Schule: Riesige Einfamilien – und Reihenhaussiedlungen sind DER Ausdruck für eine verfehlte Stadtplanung. Sie symbolisieren den Prozess der Suburbanisierung, in den USA heißen diese noch viel größeren Stadtrandsiedlungen deshalb auch treffend „Suburbs“.
Die Folgen einer solchen Stadtplanung sind hinlänglich bekannt: Zersiedlung, exorbitanter Flächenverbrauch, Funktionstrennung, Anonymität und Zunahme des Individualverkehrs. In den Suburbs der USA ist die Kriminalitätsrate bei Jugendlichen höher als in Ghettos, ihre Freizeit verbringen sie in Shoppingsmalls.
Und in Potsdam soll also die Antwort auf Wachstum und Wohnungsnot der Bau neuer Einfamilienhaussiedlungen sein. Schon im Kirchsteigfeld – eigentlich ein Quartier, wo urbanes Leben entstehen sollte und eigentlich Stadthäuser stehen, wurden am Ende dann doch wieder Reihenhäuschen gebaut. Das mit einer Funktionsmischung hat auch nicht geklappt und entstanden ist dann doch wieder eine reines Schlafquartier.

In Potsdam ist eine solche Stadtplanung – fachlich schlecht, ohne reale Beteiligung und alle neue Erkenntnisse der Stadtentwicklung ignorierend – leider überall anzutreffen.  Nachdem lange keine ausreichende Bildungs – und Kulturinfrastruktur bei der Planung neuer Quartiere mitgedacht worden, sollen jetzt neue Schul – und Sportstandorte in bisher grünen Lungen der Stadt gebaut werden.  Für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs fehlen bezahlbare Wohnungen für MitarbeiterInnen, auf Schadstoffbelastungen durch den zunehmenden Individualverkehr reagiert die Stadt mit Umleitungen durch Wohnstrassen und bisher verkehrsberuhigte Zonen. Und wenn Wissenschaftsstandorte weiter weit draußen – in Golm zum Beispiel – ausgebaut werden, kann man sich schon jetzt ausrechnen, was das für Folgen für den Verkehr in Potsdam haben wird.  Auch, weil es in der Stadt weder preisgünstige Büroflächen noch bezahlbaren Wohnraum für künftige Startup`s zu bieten hat.

Und dann kommentiert die PNN in bewährter Manier: „Potsdams Wissenschaft soll dem Immobilienmarkt zum Höhenflug verhelfen!“
Bitte nicht!
Der aktuelle Höhenflug der Boden – und Immobilienpreise reicht vollkommen.

Und mit dem Bau weiterer Einfamilienhäuschen ist all den Problemen sicher nicht beizukommen. Im Gegenteil, das verschärft all die genannten Planungskonflikte.
Aber was soll man in Potsdam von der kommunalen Politik erwarten, wenn ihre Parteikollegen im Bund die gleichen Fehler als neues Instrument der Stadtentwicklung vorgeben: Wer tatsächlich ein neues „Bau (Kinder) Geld“ als Lösung für die Wohnungsnot in Großstädten einführt, hat echt nichts von Stadtentwicklung der letzten Jahrzehnte gelernt!
Einfamilienhäuschen auf der „grünen Wiese“ als Lösung für immer weniger bezahlbaren Wohnraum in der Stadt – welch Logik.

 

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