Schiff ade – Stiftung Garnisonkirche verzichtet

Die Stiftung Garnisonkirche Potsdam verzichtet auf den Bau des Kirchenschiffes. Wie aus gut unterrichteten Kreisen bekannt wurde, hat sich das Kuratorium auf der letzten Sitzung, trotz Abwesenheit von OB Schubert, zu diesem Schritt durchgerungen. Die Gründe sind vielschichtig.

Hauptgrund ist die katastrophale Spendenbereitschaft. Selbst die Fertigstellung des Turms ist nicht gesichert. Den eigentlichen Ausschlag für die Verzichtserklärung gaben hingegen die gescheiterten Gespräche mit Hasso Plattner. Dieser war nicht bereit, das Kirchenschiff zu finanzieren, da ihm die Investitionskopplung von Kirchenschiff und neuem KreativQuartier derzeitig keinen Steuervorteil oder eine langfristige Gewinnaussicht garantiert.

Der Ehrenbürger der Stadt und als Museums-Plattner landesweit bekannte Mäzen war auch nicht bereit, im Kirchenschiff ein Museum für die Militärgeschichte zu errichten. Selbst Zugeständnisse der Stiftung Garnisonkirche, dass Plattner auf alle Verherrlichungen des preußischen Militarismus, der Könige oder des militärischen Widerstandes im Reich verzichten darf, stimmte den Geldgeber nicht um. Somit muss Potsdam auch weiterhin auf ein Museum zur Militär- und NS-Geschichte der Stadt verzichten. Schade, denn dadurch muss die Stadt auch auf völlig neue weltoffene Gruppen und Altersgruppen von Besucher*innen verzichten.

Nachdem die Stiftung Garnisonkirche viele Jahre versuchte, die Stadt zu überreden im Kirchenschiff ein Konzerthaus einzurichten, steht das Bauvorhaben nun vor dem Aus. Die Zahl der konfessionsgebunden Potsdamer*innen ist zu klein für das 100 Mio. Euro-Vorhaben. Lediglich 15 Prozent der Stadtbevölkerung ist evangelisch. Alle haben eine Gemeinde und der Hang zur Zweitkirche ist sehr gering.

Das Kuratorium der Stiftung Garnisonkirche sucht nun nach dem geeigneten Tag der Verkündung. Im Gespräch ist der 09. November 2019, der 30. Jahrestag der Maueröffnung. Dies soll dann als Akt der Versöhnung, der geschichtlichen Erinnerung und der Verantwortung zelebriert werden. Der Sprechzettel für die Pressekonferenz ist schon geschrieben. Wer die Botschaft verkündet, ist noch nicht geklärt. Immerhin hat das Kuratorium (ohne die Funktionsmitglieder) schon einen Altersdurchschnitt von 69 Jahren erreicht und gleicht damit dem des Zentralkommitees der letzten DDR-Regierung.

Weitere Überraschungen sind also nicht ausgeschlossen.

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