Wir dokumentieren Alternativen dazu. Die Termine und Orte findet Ihr unten!
Am Samstag, den 3. Oktober 2020 soll ausgerechnet in Potsdam der 30. Jahrestag der deutschen Einheit gefeiert.
Eigentlich ist das schon historisch – rechtlich falsch. Am 3. Oktober 1990 ist die DDR einfach nur dem Geltungsbereich des GG nach § 23 beigetreten. Nichts davon war ein gleichberechtigter Einigungsprozess.
Das zu Feiern ist schon schwierig genug. Was allerdings unter Corona – Bedingungen in Potsdam unter dem Titel „Einheits – Expo“ entstanden ist, kann an Peinlichkeiten kaum noch überboten werden: Hunderte leuchtende Säulen im Stadtbild, Infotafeln mit dem Niveau eines Schüler*innenplakats, Ländercontainer mit Dauerschleifen schöner Landschaften und als Höhepunkt im alten Stadtkanalbett das große Plüschherz in schwarz – rot – gold. Von kritischer Geschichtsbetrachtung keine Spur, von Beteiligung sowieso nicht.
Das Ganze wird von widerrechtlich aufgestellten Kameras abgefilmt und beobachtet und am Samstag kommen dann noch mal 2.500 Polizist*innen aus ganz Deutschland dazu. Wovor haben die eigentlich Angst? Das sie ausgelacht werden?
Gut, dass verschiedene Initiativen für das Wochenende ein alternatives Programm präsentieren.
Wir dokumentieren:
Wendedankfest von 11-15 Uhr am Platz der Einheit (Nord-Ost Ecke)
Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 30. Jahrestag der deutschen
Wiedervereinigung am 03. Oktober 2020 in Potsdam möchten wir der
Potsdamer Stadtbevölkerung die Möglichkeit geben, sich öffentlich
für die Deutsche Einheit und deren Kollateralfolgen zu bedanken.
Im
Herzen der Landeshauptstadt bauen wir die Kulisse einer blühenden
Landschaft auf. Vor dieser kann Jede und Jeder eine ganz persönliche
Dankes-Botschaft präsentieren. Wir übermitteln die Fotos davon an
den Einheitskanzler Dr. Helmut Kohl und das letzte Staatsoberhaupt
der DDR – die unvergessene Dr. Sabine Bergmann-Pohl.
Diese
persönlichen Danksagungen werden eingebettet in Redebeiträge,
Gesänge und Zeitdokumente.
Kongress und Kundgebung anlässlich der Feierlichkeiten zur deutschen Einheit in Potsdam
Anlässlich der bevorstehenden Einheitsfeierlichkeiten veranstaltet das Bündnis „Re:Kapitulation – Kein Endeder Geschichte“ einen Kongress vom 2. bis 4. Oktober und eine Kundgebung am 3. Oktober am Lustgarten in Potsdam.
„Der bevorstehende Kongress ist eine Absage an das Staatstheater in der Innenstadt. Wir wollen Nachwirkungen der deutsch-deutschen Wiedervereinigung kritisch beleuchten – abseits des west- sowie des gesamtdeutschen Siegernarrativs“,sagt Mia Winter, Sprecherin des Re:Kapitulation-Bündnis. „Mit der Wiedervereinigung gibt es für uns kein Ende der Geschichte.“
Geplant ist am 2. Oktober ein Podium der Absage an die deutschen Zustände gestern und heute. In pointierter Form sollen hier u. a. die letzten 30 Jahre rekapituliert werden, preußischeÜberlegenheitsmanier angegriffen und die Tradition des deutschen Heimatsfetisch hinterfragt werden. Am 03.10.2020 wollen wir resümieren und diskutieren, wie sich hierzulande die antinationalen Strömungen der letzten 30 Jahre entwickelt haben. Eine Reflexion zur Radikalen Linken sowie die „Nie wieder Deutschland“-Demonstration 1990 bildet dabei den Ausgangspunkt.U.a. mit dabei: Jutta Ditfurth, Thomas Ebermann, Thorsten Mense und Friederike Gremliza.
„Der Andrang auf den Kongress ist groß, innerhalb weniger Tage war die Liste der angemeldeten Gäste voll. Deshalb haben wir zusätzlich einen Stream eingerichtet, damit mehr Menschen den Kongress verfolgen können“, fügt Mia Winter hinzu.
Der Kongress findet in Zusammenarbeit mit demkonkret Magazin auf dem Gelände des FreiLand statt. Der Stream kann am 2.10. und am 3.10. jeweils ab17:45 auf https://re-kapitulation.org/streamabgerufen werden.
Trotz Schikanen: Kundgebung gegen die Einheitsfeierlichkeiten am 3. Oktober im Lustgarten
Anlässlich der bevorstehenden Einheitsfeierlichkeiten veranstaltet das Bündnis „Re:Kapitulation“ eine Kundgebung mit musikalischer Untermauerung vom 3. Oktober 2020 ab 11 Uhr am Lustgarten Potsdam.
Hierzu erklärt Mia Winter: „Nachdem die Stadt Potsdam und die Staatskanzlei alles daran gesetzt haben, den Protest in der Innenstadt zu verunmöglichen, konnten wir uns mit der Versammlungsbehörde einigen und werden unseren Protest gegen das nationalistische Wendetheater in Hör- und Sichtweise der Einheits-Expo austragen“.
Ursprünglich sollte die Kundgebung auf dem Bassinplatz neben der St. Peter und Paul Kirche stattfinden, wo ab 10 Uhr ein Gedenkgottesdienst mit Beteiligung des Bundespräsidenten und weiterer hoher Staatsprominenz abgehalten wird. Das anliegende Areal wurde zur Sicherheitszone erklärt, sodass die Versammlungsbehörde anbot, die Kundgebung auf den Lustgarten zu verlegen. Die Staatskanzlei hatte sich daraufhin gesträubt, die von ihr angemieteten Fläche der freien Meinungsäußerung zur Verfügung zu stellen.
„Der Nationalfeiertag markiert auch das Ende politischer Unterdrückung in der DDR. Ironisch ist, dass man nun versucht, unseren Protest zu verhindern. Hier zeigt sich doch ganz deutlich die Geschichtsvergessenheit einer deutschen Staatsraison, die an anderer Stelle nicht davor zurück schreckt, für den ‚Heimatschutz‘ zu rekrutieren, während extrem rechte Kräfte erfolgreich staatliche Institutionen unterwandern. Dass dort etwas nicht stimmt, muss thematisiert werden.“
Geplant ist eine Kundgebung auf dem Lustgarten mit Redebeiträgen und Musik von Jaycop, Ostberlin Androgyn und Egotronic.
Kontakt bei Rückfragen:
infoe@re-kapitualtion.org
Telefon: 01573/1407231
http://www.re-kapitulation.org