Während der Beirat des Lernortes Garnisonkirche internationalen Zulauf hat, bricht des Renommee des (von evangelischer Theologie) geprägten Beirates der Stiftung Garnisonkirche ein. Frau Prof. Dr. Susan Neiman, die Direktorin des Einstein Forums, hat hingeschmissen. Die gebürtige US-Wissenschaftlerin studierte Philosophie an der Harvard Universität und der Freien Universität Berlin. Bevor sie 2000 die Leitung des Einstein Forums übernahm, war sie Professorin für Philosophie an der Yale Universität und der Tel Aviv Universität.
In ihrem jüngsten Buch „Von den Deutschen lernen. Wie Gesellschaften mit dem Bösen in ihrer Geschichte umgehen können“ verglich sie die Geschichtsaufarbeitung der Deutschen mit der in Amerika, speziell den Südstaaten. Sie konnte dem deutschen Weg etwas abgewinnen. Aber scheinbar hat die Arbeit in der Stiftung sie eines Besseren belehrt. Die Versöhnung mit der eigenen Geschichte – wie sie im Projekt Garnisonkirche impliziert ist, liefert kein positives Antwortbeispiel auf die Frage: Was können wir von den Deutschen lernen!
Das Ausscheiden des Beiratsmitglieds Neiman ist natürlich kein Grund für die sonst so PR-orientierte Stiftung Garnisonkirche, die Homepage mal zu aktualisieren. Wie immer trügt der Schein.
Den völlig gegenläufigen Trend erlebt der wissenschaftliche Beirat des Lernortes Garnisonkirche, welcher kritisch über das Bauprojekt, dessen geschichtlichen Bezüge und aktuelle gesellschaftliche Stellung berichtet. ( siehe www.lernort-garnisonkirche.de und Ausstellung im Kunst- und Kreativhaus Rechenzentrum ).
Drei weitere internationale Wissenschaftlerinnen sind dem Beirat des Lernortes in den letzten Wochen und Monaten beigetreten. Die drei sind:
Susannah Heschel (* 1956 in New York City) ist seit 2005 Professorin für jüdische Studien am Dartmouth College (New Hampshire). Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehörten das Verhältnis des Christentums zum Nationalsozialismus, christlicher Antijudaismus und Antisemitismus, der das Verhältnis zwischen Judentums und Islam und Perspektiven eines feministischen Judentums. Sie unterrichtete u.a. an der Princeton University, der University of Cape Town und der Goethe-Universität in Frankfurt am Main.
Agnieszka Pufelska (* 1973 in Sierpc/Polen) ist Kulturhistorikerin. Sie promovierte 2005 in Kulturwissenschaften an der Viadrina in Frankfurt Oder und habilitierte 2015 in Geschichte an der Universität Potsdam mit der Arbeit „Der bessere Nachbar? Das polnische Preußenbild in der Zeit der Aufklärung (1764-1806)“. Seit 2016 ist sie Mitarbeiterin am Nordost-Institut an der Universität Hamburg (Lüneburg). Aktuell lehrt sie in Potsdam und Hamburg. 2020/2021 war sie Gastprofessorin an der Universität Wien.
Linda von Keyserlingk-Rehbein (* 1980 in Berlin) studierte neuere und neueste Geschichte sowie neue deutsche Literaturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität Greifswald. Sie ist Kuratorin am Militärhistorischen Museum in Dresden sowie Leiterin der dortigen Dokumentensammlung. Seit vielen Jahren publiziert sie zu den Themen Widerstand gegen den Nationalsozialismus und Methoden der Historischen Netzwerkanalyse. 2018 erschien ihre Dissertation: „Nur eine ‚ganz kleine Clique‘? Die NS-Ermittlungen über das Netzwerk vom 20. Juli 1944“.
Wer die anderen 10 Wissenschaftler*innen des Lernort-Beirates sind, ist hier nachzulesen: Wissenschaftlicher Beirat – lernort | garnisonkirche (lernort-garnisonkirche.de)