„Der Turm stürzt ein – Der Turm stürzt ein – Halleluja der Turm stürzt ein“. Noch nicht. Der Ton-Steine-Scherben-Song beginnt mit „Auf den Asphaltfeldern grasen goldene Kälberherden Tag und Nacht …“ Nun ist der Tag gekommen, uns sie grasen neben dem golden Kalb an der breiten Asphaltstraße. Sie wollen ihren Turm, ihren Aussichtsturm mit Gebetsanschluss einweihen. Am 22. August ist es soweit. Mit vielen, vielen Jahren Verspätung wird das immer noch unfertige Streitobjekt in Nutzung genommen; unversöhnlich.
Anlässlich des Besuchs des Bundespräsidenten Steinmeier (SPD) in seiner Eigenschaft als Schirmherr des Wiederaufbaus der Garnisonkirche, ruft die BI für Potsdam ohne Garnisonkirche zum Protest auf:
„Vor 100 Jahren wurden Sozialdemokrat*innen in Potsdam von Nazis ermordet, die sich in der Garnisonkirche für ihre menschenverachtenden Sehnsüchte den Segen Gottes abholten. Heute nennen Sozialdemokrat*innen die steuerfinanzierte Kopie des reaktionären Symbolbaus ihr Eigen: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird als Schirmherr des gottlosen Militärtempels mit allerhand Politprominenz am 22. August in der Breiten Straße aufwarten. Mit einer Festansprache, Musik und Turm-Begehung eröffnen sie die vom Bundesverteidigungsministerium finanzierte Ausstellung und geben den Startschuss für eine weitere preußische Disneyland-Schaubude in Potsdam, ohne Sinn und Verstand – einfach WOW!
Mit atemberaubender Skrupellosigkeit hat ein unseliges Bündnis aus Staat, Kirche und Militär unter dem Vorwand der „Versöhnung“ ein Denkmal der Täter*innen in unsere Stadt gepflanzt. Eine unendliche Geschichte eines beispiellosen Skandals lässt sich erzählen: über Geschichtsklitterung, Tricksereien, Kungeleien, Machtspiele, Missbrauch von Gedenkstättenmitteln, das jahrzehntelang währende Versprechen der vollständigen Spendenfinanzierung. Am Ende haben sie ihren preußischen Luxusturm gebaut, auf Kosten der Allgemeinheit und ohne echte demokratische Beteiligung der Stadtgesellschaft. Im Gegenteil, der Widerstand gegen den Wiederaufbau wurde sogar permanent diskreditiert und bekämpft, auch nachdem in Rekordzeit 16.000 Menschen das Bürger*innenbegehren gegen den Wiederaufbau unterschrieben. Soziokreative, basisdemokratische Orte wie das Rechenzentrum sind für Barockextremist*innen nur leidige Hindernisse auf dem Weg zum ultimativen Preußen-Freilichtmuseum.
Reaktionäre Monotheist*innen, Militär- und Preußenfans und Politprominenz: Euer Gesülze von Versöhnung hängt uns zum Hals heraus!
Es ist und bleibt die Nazi-Kirche gegen Bürger*innenwillen! Kommt vorbei und bringt alles mit, was Lärm macht!“
Beginn des Protests: 9:30 Uhr mit Morgenfluch; Wo: Breite Straße vor der IHK; Start der Eröffnungsveranstaltung ist gegen 11:00 Uhr
Ihr habt doch nicht mehr alle Latten am Zaun.
Mein Großvater wenn er noch Leben würde, würde Euch als Angehöriger des Rotfrontkämpferbundes erst einmal sozialistische Selbstkritik beibringen.
Ein Tag mißbaucht macht noch keine Nazikirche daraus.
Schönheit und Stil gehören auch in das sozialistische Selbstverständnis. Das kann man wohl Salonsozialisten nicht vermitteln.
Erich Honecker hätte die Kirchenreste nicht mehr sprengen lassen, wie auch sämtliche Sowjetführer die Zarenschlösser in Ruhe ließen, wusste er das verbliebene Erbe bewahren zu lassen und ein gepflegtes Preußenbild zuzulassen. Aber das ist Euch Hobbyrevolutionären aufgrund mangelnder historischer Kenntnisse wohl entgangen.
Gut, dass ihr nur eine laute Minderheit seid. Die meisten Potsdamer freuen sich 👍
Der Erbauer der Kirche /der „Soldatenkönig“) liebte zwar – fast schon homophil – seine „langen Kerls“,war aber (für die damalige Zeit ganz ungewöhnlich!) aus seiner christlichen Überzeugung heraus ein entschiedener Gegner aller Angriffskriege und hat (im Gegensatz zu seinem Sohn!) nie einen solchen geführt. Wenn hier mit dem Begriff „Nazikirche“ herumschwadroniert wird, zeugt dies wenig von historischem Hintergrundwissen.
Wieviel billige, hasserfüllte Polemik und sachlich falsche Aussagen man in einen so kurzen Artikel stecken kann, ist schon erstaunlich. In Potsdam entscheiden die demokratisch gewählten Stadtverordneten, was gebaut und was abgerissen wird. Protestiert gern weiter, hat bisher nicht viel gebracht und wird auch nicht viel bringen. Der Turm steht. Die FH nicht, und der Staudenhof ist im Abriss. Die Bezeichnung als Barockextremist:in nehme ich als Kompliment. Ich mag Barock. Die Architekten hatten damals ernsthaft mehr drauf als heute.
Die politisch linke Hälfte hat gottseidank noch mehr zu bieten als euch Gift-und-Galle-spuckenden Fanatiker von ganz ganz links außen. Meine Güte seid ihr peinlich.
Als überzeugter Antifaschist freue mich über den Wiedeeraufbau. Kulturbarbarei ist letztendlich auch eine Facette des Faschismus (siehe IS), nur hatte das DDR-Regime noch nicht den Horizont, dass zu begreifen.