Eine Stellungnahme der Bibliothek Kontext zeigt, wie der aktuelle ASTA der Uni Potsdam auf undemokratische Weise gewachsene studentische Strukturen zerstört und quasi „nebenbei“ den gesellschaftlichen Rechtsruck und eine neoliberale Stadtentwicklung befördert.
Wir dokumentieren:
Positionierung der Bibliothek Kontext zum Vorgehen des AStAs und des 28. StuPas der Universität Potsdam, November 2024
Das „Kontext“ wurde 2006 als Bibliothek für kritische Literatur gegründet. 2007 zog das fem_Archiv, ein feministischer Bücherbestand der Studierendenschaft der Universität Potsdam, vom Neuen Palais ins „Kontext“, in die Innenstadt. Die Idee war die Sichtbarkeit für das fem-Archiv, in Laufnähe zum gerade entstandenem KuZe zu erhöhen, denn am neuen Palais fanden die Bücher wenig Beachtung und hatten perspektivisch zu wenig Platz. Für die Pflege der Bibliothek und Bücherbestandes sowie die Organisation von Veranstaltungen wurde gleichzeitig eine
Stelle mit zehn Wochenstunden vom AStA eingerichtet. Vor fünf Jahren wurde die Zusammenarbeit mit dem AStAdurch einen Kooperationsvertrag und damit die Nutzung der Räume formalisiert.
Nachdem während Corona die Räumlichkeiten häufig geschlossen bleiben mussten und bis 2023 mit viel freiwilliger Arbeit und großem Aufwand das Kontext renoviert worden war, gründete sich Anfang 2024 eine neue Gruppe – mit dabei motivierte junge Studierende der Uni Potsdam, die die Sichtbarkeit und Erreichbarkeit des Bücherbestandes im Kontext für die Studierenden wieder verbessern wollten.
Während der Renovierung wurde in Absprache mit dem AStA die Stelle auf zwei Personen aufgeteilt. Der zweite Teil der Stelle sollte Ende 2023 neu besetzt werden. Dafür war der Chamäleon e.V., der wie im Kooperationsvertrag bei der Neubesetzung der Stelle Mitspracherecht gehabt hätte, im Austausch mit dem AStA. Das Verfahren wurde trotz Interesse und Bereitschaft von Seiten des Chamäleon e.V. bei der Neubesetzung und Übergangsphase zu unterstützen, erst verschleppt und Anfang 2024 wurde entschieden, die zweite Stelle nicht mehr auszuschreiben.
Mitten im Prozess der Neuaufstellung sollte eine Mitarbeiterin die zeitintensive Arbeit (Gremienarbeit in der Hochschulpolitik, Pflege des Bücherkatalogs, Organisation und Durchführung von Veranstaltung, Koordination von Ehrenamtlichen und Schnittstelle mit dem Verein, Pflege der Räumlichkeiten…) innerhalb von fünf Wochen-Stunden bewältigen. Da dies weder zumutbar noch schaffbar ist, wurde die Mitarbeiterin durch Studierende und von Aktiven
aus der Bibliothek Kontext nach Kräften unterstützt.
Im September 2024 wurde das Arbeitsverhältnis von der verbliebenen Mitarbeiterin plötzlich aufgelöst. Desweiteren wurde der Chamäleon e.V. nach langjähriger Zusammenarbeit davon in Kenntnis gesetzt, dass der auslaufende Kooperationsvertrag nicht verlängert wird und wurde aufgefordert die Bücher innerhalb eines sehr kurzen Zeitraums dem AStA zu übergeben. Eine Aufgabe die ohne die Aktiven und ehemaligen Angestellten des fem_Archivs nicht zu stemmen ist. Diese wurden jedoch nachhaltig durch das Vorgehen des AStAs verprellt.
Die Entscheidung für den Umzug des fem_Archivs ans Neue Palais wurde, wie schon bei dem Abbau der Stelle, ohne vorherige Gesprächsangebote umgesetzt. Nachfragen zu anderen Lösungen wurden abgeblockt und als undemokratisch diffamiert. Dabei bleiben viele Fragezeichen ob das Konzept des AStAs tragfähig ist, die Gefahr ist real, dass Mangels eingeplanter Kapazitäten die Bücher in irgendeiner Ecke verschimmeln werden.
Die Kommunikation von Seiten des AStAs gegenüber dem Chamäleon e.V. war ähnlich konfrontativ und überstürzt wie der Umgang mit den Mitarbeiter*innen des AStAs. Diese frontalen Angriffe auf alle langjährig gewachsenen studentischen Strukturen in der Innenstadt wecken den Verdacht, dass der AStA und das StuPa diese nicht verbessern, sondern zerstören wollen. Mit der Schließung des fem_Archivs geht ein weiterer studentischer Raum in der Innenstadt verloren. Orte außerhalb der Universität, die studentisch verwaltet und genutzt werden, sind jedoch wichtig, soll Potsdam für Studierende mehr sein, als eine Stadt durch die man auf dem Weg zur Uni durch fahren muss. Mit der Prekarisierung des KuZe und der Schließung des fem_Archivs wird dem Trend der Stadtentwicklung Vorschub geleistet, dass die Wissenschaft und das studentische Leben aus der Innenstadt verschwinden. Der AStA schwächt studentische, kritische und kulturelle Projekte und Räume massiv. Kritik am Vorgehen des AStAs oder allein der Vorschlag möglicher Alternativen wird diffamiert. Interessierte und aufgebrachte Besucherinnen der StuPaSitzungen werden als “Mob“ bezeichnet. Das alles ist im Hinblick auf den gegenwärtigen Rechtsruck in der Gesellschaft gefährlich und kontraproduktiv für die Demokratie.
Die freie Bibliothek Kontext solidarisiert sich mit den gekündigten Mitarbeiter*innen und unterstützt die Kampagne „AStAretten“ und deren Forderungskatalog.
Wir stellen uns klar gegen den politisch gefährlichen Kurs des AstAs der UP.