Vom 22.-25.11.2023 trifft sich die 5. Synode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (kurz EKBO) zu ihrer 7. Sitzung in der aktuellen Legislatur. Das 108-köpfige Gremium vertritt rund 833.000 Gemeindemitglieder in 25 Kirchenkreisen und 1096 Gemeinden. Auf das Land Brandenburg entfallen davon 14 Kirchenkreise mit ca. 300.000 evangelische Christen. Das sind nicht mal 12 Prozent der Landesbevölkerung. Und trotzdem ist es die größte Glaubensgemeinschaft des Landes.
Am 22.11.2023 findet im Rahmen der 7. Tagung der Eröffnungsgottesdienst in der Nikolaikirche Potsdam statt. Die anderen Tage geht es nach Berlin-Friedrichshain. Es scheint eine ziemlich dröge Veranstaltung zu werden, wenn man die Tagesordnung liest: TOP 8 „Doppelhaushalt 2024/2025“, TOP 13.3 „Vorlage der Kirchenleitung bezgl. Kirchengesetz zur Änderung des Kirchengemeindestrukturgesetzes und des Mindestmitgliederzahlgesetzes“.
Aber irgendwie passt es zu den Schlagzeilen der letzten Tage und Wochen. Den Kirchen rennen die Schäfchen davon. Besonders stark ist der Schwund mit 3,4 Prozent zum Vorjahr bei der EKBO.
Gleichzeitig drohen vielerorts die Dorfkirchen nicht nur leer zustehen, sondern auch zu zerfallen. In Fahrland fallen Ziegel vom Dach der Kirche, in Satzkorn drückt der Dachstuhl die Mauern der Kirche auseinander. In der Dorfkirche von Grüneberg (Oberhavel) waren vor Wochen Teile der Decke eingestürzt. Der vordere Bereich des Kirchenschiffes mit dem Altarraum war unter Trümmern begraben. Gottes Wege sind unergründlich, und die Gotteshäuser von Sanierungsrückstau geprägt.
Im Bereich der Landeskirche gibt es mehr als 1.900 Kirchen und Kapellen, von denen rund 1.600 unter Denkmalschutz stehen. Der Staat gibt viele Millionen Euro jährlich dazu, um die Dorfkirchen zu sanieren und zu erhalten. Eine Mammutaufgabe. In den 14 Kirchenkreisen Brandenburgs gibt es rund 1650 Dorfkirchen. Laut Kirchbauamt kann nur eine Kirche in jedem Kirchenkreis pro Jahr saniert werden.
Woher sollen die 1,3 Millionen Euro für die Kirchen in Fahrland und Satzkorn kommen? Die Gemeinde, die aus rund 1000 evangelischen Christen zwischen Neu Fahrland bis nach Neu Falkenrehde (Ketzin) besteht, wird das Geld nicht aufbringen können. Dies ist nur ein Beispiel für den Zustand der Häuser, die laut EKBO-Webseite „Zeugnisse des Glaubens (sind). Sie verbinden Himmel und Erde, in ihnen begegnen sich Gott und Welt.“
Um so erstaunlicher ist es, dass die gleiche EKBO das Wiederaufbauprojekt Garnisonkirche in Potsdam so massiv finanziell unterstützt (die EKBO und die Stadt Potsdam sind die Stifter der Stiftung Garnisonkirche). Erst gab die EKBO den Kredit an diese Stiftung über 3,25 Mio. €, der bis heute nicht zurückgezahlt ist und wahrscheinlich auch nie zurückgezahlt wird. Und aktuell gibt sie den Millionenzuschuss für den Weiterbestand der Stiftung (500.000 € pro Jahr plus Finanzierung der halben Pfarrstelle). Mit den Zuschüssen, die die Stiftung Garnisonkirche von der EKBO bekommt, könnten jährlich ein oder zwei Kirchen saniert werden. Auch die in den Potsdamer Ortsteilen. Die bei genauer Betrachtung einen viel höheren Stellenwert für die Menschen dieser Stadt und für das Miteinander haben, als das „seelenlose“ königlich-militärische Machtsymbol vergangener Zeiten.
Wie lange soll das so weiter gehen? Eine „Profilgemeinde“ die anderen, echten Gemeinden das Geld aus dem Kirchsäckel saugt. Und dies nur fürs Prestige? Für Stop-&-Go-Seelsorge der Stadtbild-PilgerInnen? Die evangelische Kirche als Tourismus- und Event-Managerin? Ist ein barock verzierter Aussichtsturm im Touri-Mekka Potsdam wichtiger als das Gemeindeleben in den vielen kleinen Orten, die das Land Brandenburg prägen?
Jahrelang wurde darüber nur unter vorgehaltener Hand in der Landeskirche geflüstert. Das „Huber-Imperium“ war gut vernetzt und sorgte vielfach für Abhängigkeiten und Stimmenmehrheiten. Doch aktuell ist die Not an allen Ecken der EKBO so groß, dass sich etwas ändern muss. Mehr Schäfchen oder Seelen werden es nicht. Ganz im Gegenteil. Die Altersstruktur der Gemeindemitglieder lässt steigende Minderungsraten erwarten. Der Bauzustand der denkmalgeschützten Kirchen wird auch nicht besser.
Fazit:
Ein synodales Treffen ist eine gute Gelegenheit mal Klartext zu sprechen und die Rücksichtnahme auf das Prestige-Projekt des Ex-Bischoffs Huber zu überdenken. Da wo es echte Gemeinden gibt, sollte es auch intakte Gotteshäuser geben. Die Verantwortung dafür liegt allein bei der EKBO und ihrer Synodalen.
Chr. E.