Datscha verteidigen!

Die Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten hat in den letzten zwei Tagen weite Teile des kulturell und sportlich genutzten Außengeländes der Datscha in Potsdam platt gemacht: Bäume wurden gerodet oder so zurück geschnitten, dass sie in den nächsten Jahren nie wieder richtig austreiben können. Nebenbei wurde der Volleyballplatz zerstört und angekündigt, auf das Gelände der Datscha zu gehen und weitere Bäume zu „bearbeiten“.

Dies ist ein Angriff auf das letzte besetzte Haus in Potsdam.
So empfanden das auch rund 130 Demonstrant*innen, die trotz Schnee und Minusgraden und einem einem Aufruf nur Stunden vorher am Donnerstag, den 18. Januar 2024 zu Datscha kamen, um ihre Wut und Solidarität zu zeigen.

Und wer vor Ort war konnte schnell und klar sehen: Dies waren keine Baumpflegearbeiten, sondern eine rigorose Zerstörung der Bäume, Sträucher, Lebensräume dort.
Und wer vor Ort war konnte hören: Die Menschen werden den Angriff auf die Datscha nicht hinnehmen.

Die „La Datscha“ ist heute das einzige noch besetzte Haus in Potsdam. Sie ist ein vollkommen selbstorganisierter Ort mit Konzerten, Fahrradwerkstatt, Räumen, sich zu treffen, Tauschbörse und Umsonstladen. Und dies kostet die Stadt: Nichts.
Wie viele ehemals besetzte Räume und Häuser in Potsdam gehört die Datscha zu den Orten, die bis heute das Rückgrat der (Sub) Kultur darstellen. Ob Waschhaus, Archiv, Lindenpark, Fabrik oder Spartakus – alle diese Orte waren ursprünglich besetzte Räume. Stellen wir uns Potsdam ohne sie vor und ohne die vielen Hausprojekte, wo Menschen noch leben und wohnen können, ohne Zwang und mit Mieten, die es sonst längst nicht mehr gibt in dieser Stadt – so ein Redner bei der Kundgebung.

Andere Redner*innen verwiesen auf das bedrohte Ökosystem mit bedrohten Tierarten und Bäumen, die Schatten und Schutz geboten haben – und von denen jetzt noch Stümpfe geblieben sind.

Wir dokumentieren hier einen Redebeitrag:

„Wenn es einen Ausdruck für das preußisch – barocke Herrschaftsgefühl gibt, was sich in dieser Stadt immer weiter breit macht, dann zeigt sich das am Besten im Handeln der Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten (SPSG).
Wer erinnert sich hier nicht an die Posse um den Wiederaufbau eines 200 m langen originalen Schotterweges, zu dessen Zweck das Strandbad Babelsberg verkleinert, der Seesportklub ins Exil geschickt und 5 Millionen ausgegeben wurden.
Mitten im Lockdown der Coronapandemie kamen die ersten Bagger und Zäune, über Nacht, ohne Ankündigung – so wie jetzt.
Vorher gab es die denkwürdige Infoveranstaltung in der Turnhalle im Zentrum Ost, wo die Stiftungsvertreter weinenden jungen Mädchen erklärten wie wichtig preußische Originale und Identitäten wären und dass sie sich nicht so haben sollten.

Borniertheit, Überlegenheitsgefühl und Ignoranz speisen sich aus eben diesem Bild der alten preußischen Garnison – und Residenzstadt.
Und beim Blick auf viele andere stadtpolitische Konflikte wird auch klar, woher dieses Verhalten kommt.
Ob beim Wiederaufbau der Garnisonkirche, beim Abriss der Fachhochschule oder jetzt beim Staudenhof: Überall setzen sich preußisch – barocke Retrofanatiker seit Jahren rücksichtslos über die Sorgen, Bedürfnisse und Alltagswünsche der Menschen in dieser Stadt hinweg.
Ob Bürgerbegehren, Petitionen mit Tausenden Unterschriften, Kostenexplosionen bei den Baumaßnahmen, und der Verdrängung von Freiräumen – es ist alles egal,

In diesem Sinne sieht sich die Stiftung als Sachverwalterin eben dieser Interessengruppe und praktisch über den Regeln und Gesetzen in diesem Land. „Wir müssen auf naturschutzrechtliche Belange keine Rücksicht nehmen“, teilte die Stiftung auf Anfrage mit.
Ob Menschen baden, Fahrrad fahren, feiern, Schlittschuh fahren wollen – alles verboten.
Potsdam liegt fast komplett am Wasser und die Menschen haben fast keinen Zugang dazu.
Potsdam liegt wunderschön im Grünen und die Menschen müssen vor allem Parkordnungen auswendig lernen.

Genau deshalb braucht es Orte wie die Datscha.
Sie ist der Stachel im Fleisch der Barock – und Preußenfraktion.
Sie ist das gallische Dorf im Untertanenstaat Preußen.

Deswegen werden wir die Datscha verteidigen und dafür kämpfen, die Stiftung endlich aufzulösen.
Schlösser und Gärten sollten über 100 Jahre nach der Novemberrevolution und dem Sturz der Hohenzollern endlich wirklich den Menschen gehören!“

image_pdfRunterladen als PDF

6 Kommentare

  1. Vielleicht erkundigt man sich erst bevor man solche Lügen verbreitet. Der Baum um den es hier geht ist eine Weide die wieder austreibt und wächst. Anscheinend ist es mit der Bildung nicht soweit hergeholt. Zum anderen gehört der „Volleyballplatz zum Gelände der Stiftung. Daraus schließt man das diese Leute keinerlei Anspruch auf diese Fläche haben. Ganz zu schweigen davon das die Besetzung ja wahrscheinlich auch nicht legal ist.

    1. Vielleicht erkundigen Sie ich, bevor Sie solchen Unsinn erzählen mal bei Biolog*innen und Gärtner*innen, was ein Kopfbaumschnitt ist?
      Anscheinend ist es mit der Bildung nicht so weit hergeholt.
      Zum anderen nutzen den Volleyballplatz ganz viele Menschen, während ihn die Stiftung ignoriert.
      Wir schließen daraus, dass die Menschen Anspruch auf diese Fläche haben und keine preußisch – barocken Fanatiker.
      Dann ist auch eine Besetzung total sinnvoll.

  2. ….Stiftung endlich aufzulösen.
    Schlösser und Gärten sollten über 100 Jahre nach der Novemberrevolution und dem Sturz der Hohenzollern endlich wirklich den Menschen gehören!“ Volle Zustimmung! Die Schlösser und Gärten Potsdams wurden nicht von den Königen erbaut, sondern vom Volk und mit den Mitteln, die dem Volk abgepresst.

  3. ….Stiftung endlich aufzulösen.
    Schlösser und Gärten sollten über 100 Jahre nach der Novemberrevolution und dem Sturz der Hohenzollern endlich wirklich den Menschen gehören!“ Volle Zustimmung! Die Schlösser und Gärten Potsdams wurden nicht von den Königen erbaut, sondern vom Volk und mit den Mitteln, die dem Volk abgepresst wurden.

  4. Wenn mein Kommentar das 2. Mal nicht veröffentlicht wird, wende ich mich an die Presse und mache solche Zensierungen auch gern öffentlich (Bspw. Facebook, Instagram.

    Ich finde es sehr dreist, dass mit kontruktiver Kritik so umgegangen wird.

    Kommentar zur o. g. Zusammenfassung/ Berichterstattung:

    Also ich muss ganz ehrlich sagen, dass solche Berichterstattung zu erwarten war.

    Falschaussagen: „Dies waren keine Baumpflegearbeiten, sondern eine rigorose Zerstörung der Bäume, Sträucher, Lebensräume“
    -> es wurde eine Weide gefällt, dies wird einen triftigen Grund gehabt haben und eine andere Weide wurde lediglich zurückgeschnitten, damit sie im Frühjahr wieder ordentlich treiben kann.

    1. Der Baum (nicht Bäume) steht auf dem Gelände der Stiftung und ich denke, das ausgebildete Gärtner wissen was sie tun und sie lieben Ihre Arbeit.

    2. Die Datscha wurde von Linken, welche sehr aggressiv auftreten besetzt. Legal? Ich glaube nicht!

    3. Auf dem Plakat steht: „Ökologische Vielfalt behalten. SPSG ZUSAMMENFALTEN“
    -> Das ist eine gewaltbereite Drohung an die Stiftung und an die Mitarbeiter!

    4. 130 Leute waren vor Ort? Also auf dem Foto sind es höchstens 50 Leute.

    5. Die Aussage: „Schlösser und Gärten sollte endlich wieder den Menschen gehören“
    -> dann sieht der Park wohl aus, wie der vermeintliche Volleyballplatz, voller Scherben von den Bierflaschen der „tollen“ Hausbesetzer.

    Ein Traum!

    Also illegale Besetzung eines „Hauses“ und Gewaltandrohung gegenüber der Stiftung und deren Mitarbeitern wird in Potsdam beschönigt und geduldet?

    Ich finde das ein Unding!

    1. Wir veröffentlichen grundsätzlich keine unsachlichen und falschen Kommentare von „Besorgten Bürgern“.
      Am Besten, Sie tummeln sich weiter in Ihrer Blase und lassen uns hier in Ruhe.
      Dies ist ein Blog für kritische Perspektiven auf Stadtentwicklung und nicht für Leute, die aus der Ferne unsinnige Kommentare abgeben wollen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert