Drei Jahrzehnte Projektversagen in Potsdam

Die Stiftung Garnisonkirche hat gemeinsam mit der Fördergesellschaft eine neue Broschüre rausgebracht „zwei Jahrzehnte Projektgeschichte …“. Schon der Titel ist eine bewusste Irreführung der Öffentlichkeit. Eine der ersten Reaktionen lautete „Du liebe Güte, da ist wirklich „viel Schönes drin“… Neben Beschönigungen, Behauptungen, bewussten Verdrehungen, Spendenoffenbarungen und Lügen vor allem NICHTS über das Lernortkonzept – NICHTS!!! “

Das Projekt Wiederaufbau der Garnisonkirche beginnt nicht mit der Übernahme des Projektes durch die evangelische Kirche im Jahr 2000. Auch das Jahr 1990 mit der Willenserklärung der SVV zum Wiederaufbau der GK und der Verabschiedung des Bebauungsplanes Nr.1 ist nicht der Startschuss. Dieser fiel in einer Kaserne in Iserlohn bereits im Juli 1984. Vor fast 40 Jahren!

Die Initiative zum Wiederaufbau ging in Westdeutschland zunächst von der Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel (TPG) um den rechtsgerichteten Bundeswehroffizier Max Klaar (in Iserlohn) aus. Später begünstigen Kulturstadträte wie Saskia Hüneke und Wieland Eschenburg das Vorhaben, indem sie das nachgebaute Glockenspiel der GK mit all seinen rechten Einschreibungen als Geschenk an die Stadt annahmen und an der Plantage aufstellen ließen. In den 90er Jahren wird die Aktionsgemeinschaft für den Aufbau der Potsdamer Historischen Innenstadt (Agaphi) zur Wortführerin des Wiederaufbaus vor Ort (lange vor Mitteschön!).

Nach anfänglicher Ablehnung des Wiederbaus der Garnisonkirche griff die evangelische Kirche diese Idee im Jahr 2000 auf. Endlich fand sich ein Kirchenmann, der sich mit diesem Projekt nicht nur ein eigenes Denkmal setzen wollte, sondern der sich somit auch mit seiner eigenen Familiengeschichte versöhnen wollte. Weitere Gründe für die innerkirchliche Wende: die Landespolitik hat das Projekt längst unterstützt und die EKD gedrängt als Projektträger*in aktiv zu werden. Generalleutnant a.D. und Innenminister Jörg Schönbohm wird 2001 Schirmherr der Stiftung Preußisches Kulturerbe (SPKE), welche u.a. den Aufbau der GK zum Zweck hat und später die Klaar-Millionen übertragen bekommt. Noch 1999 dankte OBM Matthias Platzeck schriftlich der TPG „für die unermüdliche Arbeit“. Im Jahr 2004 erfolgte der „Ruf aus Potsdam“ zum Wiederaufbau, 2008 die Gründung der kirchlichen Stiftung Garnisonkirche Potsdam (SGP). Vielfach waren die gleichen Personen die Handelnden in der TPG, der SPKE und der SGP oder dem Förderverein.

Noch wichtiger als diese „Vereinsgeschichte“ ist, dass bisher kein Versprechen, keine Planung oder Kostenkalkulation seitens der Wiederaufbauer*innen eingehalten wurden! Egal ob TPG oder SGP.

Die Initiator*innen versprachen schon der SVV 1990, dass die „gotteslästernde Bude“ mit Spendenmitteln und nicht mit öffentlichen Geldern aufgebaut wird. Diese Mähr hält sich bis heute. Zum 500. Jubeljubiläum der Reformation, am 31.10.2017, sollte der „Aussichtsturm mit Gebetsanschluss“ längst fertig sein. Stattdessen hielten die Geistlichen mit ihrem Feldaltar aus hunderten Jahren Krieg, an dem Tag einen Baustartgottesdienst ab. Bis heute gibt es kein wirklich anderes inhaltliches Nutzungskonzept als das, was Max Klaar bereits 2000 mit der Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel (TPG) für den Wiederaufbau der Kirchturms der Potsdamer Garnisonkirche entwickelte hatte. Aus 2020 existiert lediglich ein Raumnutzungskonzept. Vielleicht meinten die Broschürenmacher*innen, diese Zeitspanne mit „zwei Jahrzehnte Projektgeschichte“. Zwei Jahrzehnte für ein inhaltsfreies Raumkonzept.

Mehr zum (Nicht-)Nutzungskonzept unter: Die Entwicklung des Nutzungskonzeptes 2000 – 2020 – lernort | garnisonkirche (lernort-garnisonkirche.de)

Mehr zur Finanzierung des Retroprojektes unter: Rechtmäßigkeit der öffentlichen Förderung fraglich – lernort | garnisonkirche (lernort-garnisonkirche.de)

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